Folgen Sie uns F Y T I R

Calvianer greifen zu den Waffen

Erstes Scharmützel am Strand von Santa Ponça. Heute kommen die christlichen Eroberer mit dem Ausflugsboot. | Foto: Julián Aguirre

| Santa Ponça, Mallorca |

Eine Woche feiern muss schon sein, wenn sich eines der bedeutendsten historischen Ereignisse Mallorcas jährt. Am 11. September 1229 gingen in Santa Ponça die ersten Truppen des aragonesischen Königs Jaume I. an Land. Es war der Anfang der Rückeroberung Mallorcas von den Mauren.

Der Höhepunkt der Feierlichkeiten zu den "Festes del Rei en Jaume" findet am Freitag und Samstag, 11. und 12. September, statt. Dann werden in ganz Calvià die Kostüme aus dem Schrank geholt und die Schwerter gezückt. Denn seit 1994 stellen in Ortsteil Santa Ponça Hunderte von Einwohnern den Beginn der Eroberung in einem Spektakel nach.

Zu ihnen gehört auch Pedro Recasens, der sich dann in einen Sarazenen verwandelt. Er ist Mitglied der Colla Ben Hajj, die in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum begeht. Collas heißen die Gruppen, in denen sich Calvianer aus allen Ortsteilen organisieren, als "Moros", wie sie die Muslime nennen, oder als Christen. Auf jeder Seite gebe es ein Dutzend Collas, erzählt Recasens.

Warum er sich zu den "Moros" geschlagen habe? Aus Spaß an der Freude, sagt er. Und spaßig sind auch manchmal die Namen der Collas. Sie heißen nicht nur Al-Andalus, Al-Mayurqa, Al-Murtadà oder Ben Hajj, sondern auch Ali Oli, eine Verballhornung mit Anspielung auf die Knofi-Mayonnaise Aioli, die sich nicht von dem Namen Ali ableitet, sondern vom katalanischen Wort "All" für Knoblauch.

In Santa Ponça Mitglied einer maurischen Colla zu sein, hat für Recasens allerdings eine andere Bedeutung als bei den nachgestellten Schlachten in Sóller oder Pollença: "In Santa Ponça waren die Mauren vorher da, und die Christen eroberten die Insel. In Sóller und Pollença handelte es sich dagegen um Überfälle von maurischen Piraten auf die christliche Bevölkerung" erklärt er den historischen Unterschied.

Am 11. September gingen die christliche Truppen an den Gestaden des heutigen Santa Ponça an Land, und es kam zum ersten Scharmützel mit Soldaten des Almohadenherrschers Abu Yahya. Der Alkohol war nicht ganz unschuldig, dass Letztere das Nachsehen hatten. Wie ein arabischer Chronist berichtete, hatten sie die Nacht zuvor gegen ein islamisches Gebot verstoßen und zu tief ins Glas geschaut.

Nach dem Aufmarsch der maurischen Truppen und dem Aufstellen der Zelte an der Strandpromenade dürften am Abend des 11. September die Kehlen ebenfalls nicht ganz trocken bleiben. Wenn sich jedoch die maurischen und christlichen Soldaten am nächsten Tag zum Aufmarsch und zur Schlacht hinter ihren Herrschern scharen, sind alle wieder fit

Bereits Anfang August wurden die Darsteller des muslimischen Herrschers Abu Yahya und von König Jaume dem Eroberer gekürt. "In jedem Jahr gibt es für jede Rolle drei bis vier Bewerber, die von den Collas gewählt werden", erklärt Pedro das Vorgehen.

Die Aspiranten müssen einige Fähigkeiten vorweisen. Reiten müssen sie können, schließlich sollten beim Umzug die Pferde mit den hohen Herren nicht durchgehen. Geschick und Fitness haben sie beim Sackhüpfen zu zeigen. Mit dem Schwert sollen sie ebenfalls eine gute Figur abgeben. Und wie beim Führerschein gehört auch die Theorie dazu: Wer von der Geschichte der Eroberung Mallorcas keine Ahnung hat, bleibt bei der Wahl chancenlos.

Nach geschlagener Schlacht geht es dann ans gemeinsame Feiern. Und diese Fähigkeit braucht niemand unter Beweis zu stellen.


HÖHEPUNKTE DES FESTES

Freitag, 11. September, 20 Uhr:

Umzug der Mauren: Plaça Pinada de Santa Ponça - Gran Via Puig de Galatzó -Rückkehr zur Plaça. Anschließend Abendessen im Zeltlager

Samstag, 12. September, 17 Uhr:

Ankunft der Christen in der Bucht, Aufmarsch der maurischen Truppen am Kreuz von Santa Ponça. Anschließend Landgang, Umzug und Schlacht. Ab 22 Uhr Fest mit Musik und Tanz auf der Plaça Pinada de Santa Ponça

Sonntag, 13. September, 22.30 Uhr:

Feuerwerk am Strand

Darüber hinaus gibt es einen täglich einen Mittelaltermarkt von 12 bis 24 Uhr.

Weitere Infos zum Fest finden Sie hier.

(aus MM 36/2015)

Zum Thema
Meistgelesen