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Von den Hells Angels zum Polizeiskandal

Einer der tatverdächtigen Polizisten wird von Ermittlern zur Durchsuchung seines Arbeitsplatzes in der Polizeiwache Sant Ferran geführt. | Foto: Alejandro Sepúlveda

| Palma de Mallorca |

Die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora hat den Staatsanwalt Miguel Ángel Subirán in ihrer Ausgabe am Dienstag als "Geißel der Korruption" bezeichnet. Er hat die jüngste Ermittlungsaktion gegen die Lokalpolizei von Palma geleitet, bei der am Sonntag neun Beamte wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Bande festgenommen wurden.

Damit hat sich die Zahl der beschuldigten Polizisten auf 25 erhöht. Die Polizeidezernentin der Stadt, Angélica Pastor, kündigte daraufhin "drastische Maßnahmen" an, um die Lokalpolizei in Palma umzustrukturieren.

Wie Ultima Hora schreibt, nahmen die Ermittlungen der Justiz gegen die Lokalpolizei letztlich mit einer Razzia gegen deutsche Mitglieder der Rockerbande Hells Angels im Juli 2013 auf Mallorca ihren Anfang. Damals gerieten zwei Lokalpolizisten in den Verdacht, an der Playa de Palma illegal mit den Hells Angels kooperiert zu haben. Hier soll voraussichtlich 2016 der Gerichtsprozess stattfinden.

Im September 2014 führte die spanische Nationalpolizei eine Hausdurchsuchung in der Hauptwache der Lokalpolizei in Palmas Sant-Ferran-Straße durch. Es hatte sich herausgestellt, dass Offiziersanwärtern der Lokalpolizei vorab die Prüfungsfragen zugespielt worden waren. Einer der Bevorteilten soll einer der verdächtigten Polizisten von der Playa gewesen sein. Der Skandal wurde zum Politikum: Wegen der unzulässigen Weitergabe der Prüfungsaufgaben mussten der Generaldirektor im Rathaus und ein Polizeichef ihre Posten räumen.

Die Ermittlungen der Anti-Korruptionsstaatsanwälte und Richter zogen weiter Kreise: Im September 2014 wurde ein Skandal in Calviàs Küstenort Magaluf aufgedeckt. Dort sollen Lokalpolizisten die Betreiber von Bars und Nachtclubs höchst unterschiedlich behandelt haben. "Befreundete" Gastronomen wurden vor Kontrollen geschützt, deren Konkurrenz dagegen mit Inspektionen regelrecht drangsaliert. Ein Video, das zeigte, wie Polizeibeamte offenbar heimlich Drogen in einem Lokal deponierten, um den Betreiber anzuzeigen, wurde zum Auslöser der Ermittlungen. Folge: Zwei Polizeichefs kommen in Untersuchungshaft.

Im Januar 2015 wird der Skandal der Lokalpolizei von Palma publik: Die Vorwürfe lauten ähnlich wie in Magaluf, beziehen sich aber auf die Playa de Palma. Acht Polizisten und ein Gastronomie-Unternehmer werden festgenommen. Auch hier sollen Wettbewerber aus dem Freizeitbereich von Polizisten zum Teil genötigt oder erpresst worden sein. Die Ermittlungen dauern an.

Im Mai 2015 werden erstmals einige Details der Vorwürfe bekannt. Neben Polizisten sollen auch Politiker und Behördenmitarbeiter in Nachtclubs aus Ausgleich für "Schutz" und "Gefälligkeiten" durch Gratis-Orgien mit Prostituierten belohnt worden sein. Angeblich enstanden auch geheime Filmaufnahmen von dem Treiben.

Mit den jüngsten Festnahmen am Sonntag hat sich die Situation weiter zugespitzt. Wieder geht es um Kontrollen von Bars und Nachtlokalen, diesmal in den Ausgeh- und Vergnügungsmeilen im Zentrum von Palma selbst, wie etwa am Paseo Marítimo und der Plaza Gomila.

Das Rathaus hat den Ermittlern seine vollste Kooperationsbereitschaft zugesichert, damit alle Verfehlungen von der Justiz geahndet werden können.

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