"Wir sind aus der Hölle geflüchtet", berichten Mousa und Ahmed. Die beiden sind zwei von sechs syrischen Flüchtlingen, die am Montag in die alte Jugendherberge an der Playa de Palma eingezogen sind. Eigentlich sind sie kamerascheu, doch ein Reporter der spanischen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora konnte sie überreden, von ihren Erlebnissen zu erzählen.
Er habe seine gesamte Familie zurückgelassen, berichtet der 22-jährige Mousa. Mutter, Vater, zwei Schwestern. Auch seine Freundin Mary sei noch in Syrien. Das eintättowierte Initial ihres Namens prangt an Mousas Handgelenk. Wenige Zentimeter davon entfernt ist ein Stück Metall unter der Haut zu erkennen, das eingewachsen ist. "Ein Bombensplitter", erklärt Mousa mittels eines Dolmetschers. Am ganzen Körper habe er mehrere davon. "Aber es tut nicht mehr weh. Es ist schon fünf Monate her."
Bomben, Krieg, Chaos – es gibt viele Gründe, warum Mousa sein Land verließ. Vor allem aber, weil er Angst hatte, zum Militär einberufen zu werden. Und natürlich vor dem Islamischen Staat. "Viele meiner Freunde sind gestorben", berichtet er.
Seine Reise sei nicht leicht gewesen. Von Syrien aus ging es zunächst im Auto in den Libanon, dann im Flugzeug in die Türkei. Hier wurde das Weiterkommen schwierig. Mousa entschied sich für einen riskanten Weg und fuhr mit einem kleinen Boot und 70 weiteren Flüchtlingen an Bord nach Griechenland – knapp fünf Stunden auf dem Wasser unter unsäglichen Bedingungen. Doch Mousa kam heil an. "Nun gab es keinen Weg mehr zurück", erzählt er dem Ultima-Hora-Reporter.
Von einem griechischen Auffanglager wurde Mousa wie rund 40 andere Menschen am Montag nach Madrid gebracht, und von hier aus ging es endlich nach Mallorca. "Das Klima ist wie in meinem Land und das Essen gefällt mir", sagt er dankbar. Dennoch wünscht er sich sein altes Leben zurück. Vor dem Konflikt in Syrien war er Essenslieferant, fuhr einen Golf und ging gerne ins Fitnesstudio. "Ich habe gut gelebt."
Hier in der Herberge bekommt er zwar Essen und gebrauchte Kleidung und wird medizinisch versorgt, doch für kleine Genüsse wie Tabak – auch den vermisst Mousa sehr – gibt's kein Geld. Wenn der Krieg vorbei ist, dann will Mousa zurückkehren in seine Heimat, sagt er. Doch jetzt heißt es erst einmal ankommen auf Mallorca. Er will Spanisch lernen, sich integrieren. Und endlich in Sicherheit sein. (somo)