Der Hotelverband Mallorcas (Fehm) und die britische Regierung wollen gemeinsam gegen den massenhaften Versicherungsbetrug englischer Balearen-Urlauber vorgehen. Bei seinem Besuch in Palma einigte sich der britische Generalkonsul mit Sitz in Barcelona mit den Hoteliers auf ein Maßnahmenpaket. Neben einer Informationskampagne über mögliche strafrechtliche Folgen sollen die Einzelfälle genauer überprüft werden. Wer beispielsweise eine schwere Magen-Darm-Erkrankung vortäuscht, gleichzeitig aber an Freizeit-Aktivitäten im Hotel teilgenommen hat, soll keine Entschädigung erhalten.
Hintergrund: Egal ob verdorbenes Essen, unhygienische Zimmer oder ein verschmutzter Pool - auffällig viele Briten wurden vergangenes Jahr durch ihren Urlaub auf Mallorca angeblich krank und forderten Schadensersatz. Vor allem Hotels in der von Engländern, Schotten und auch Iren geprägten Party-Hochburg Magaluf wollen zweistellige Millionensummen an Schadensersatz wegen angeblicher Erkrankungen bezahlt haben.
Innerhalb nur eines Jahres waren die Schadensersatzforderungen von Briten nach einem Mallorca-Urlaub offenbar um 700 (!) Prozent gestiegen. Grund genug, dass beim mallorquinischen Hotelverband Fehm alle Alarmglocken schrillten und sich Vertreter des Verbandes diese Woche mit dem Diplomaten trafen.
Dabei liegt das Problem anscheinend im britischen Verbraucherschutzrecht verankert: Bis zu drei Jahre nach einem Urlaub können Pauschaltouristen aus dem Königreich sich bei den Reiseveranstaltern über angebliche Krankheiten durch schlechtes Essen im Hotel oder mangelnde Hygiene beschweren. In vielen Fällen bekommen sie ohne eingehende Einzelfallprüfung Recht zugesprochen. Die Reiseveranstalter wiederum haben Verträge mit den Hotels auf den Balearen, die in diesen Fällen eine Schadensersatzzahlung regelt. In den Insel-Medien war sogar die Rede von Anwälten, die auf Mallorcas Straßen direkt die Urlauber ansprechen, und sie auf diese Möglichkeit des "Gratis-Urlaubs" durch eine Beschwerde aufmerksam machen. Sie selbst sollen offenbar Provisionen kassieren, eine Win-Win-Situation also - und die Leidtragenden sind die Hotels auf den Balearen, die in die Taschen greifen müssen.