"Als Kinder haben wir Weihnachten unsere Wunschzettel an die Heiligen Drei Könige geschrieben und wollten immer nur eines haben", erinnert sich Roberto Rueda und schmunzelt. "Eine Eisenbahn."
Die Leidenschaft des 64-Jährigen für Lokomotiven und Züge ist bis heute nicht abgekühlt. Seit ein paar Jahren arbeiten der ursprünglich aus Valencia stammende Rentner und seine Mitstreiter an einem Traum. Sie bauen akribisch am "Parc Ferroviari i Museu de les Illes Balears". Der Eisenbahnpark in der Gemeinde Marratxí soll in ein paar Monaten eröffnet werden. MM hat sich schon mal umgesehen.
Herzstück des 25.000 Quadratmeter großen Geländes zwischen der Autobahn Palma-Inca und der daneben verlaufenden Bahnstrecke ist eine rund 1200 Meter lange Modellbahntrasse, auf der Züge der Spurweiten 5 und 7 1/4 Zoll fahren können. Hier rollen Lokomotiven, die "Personenwaggons" hinter sich herziehen. Manche Loks sind originalgetreue Repliken, andere fantasievolle Eigenbauten. Man findet auf dem Gelände zwischen "Mallorca Fashion Outlet" (dem früheren "Festival Park") und dem Heimwerkermarkt "Bauhaus" auch eine Modellbahnanlage für kleinere Züge - und sogar Schienen für eine "echte" Eisenbahn. Denn die Macher des Eisenbahnparks planen eine Anbindung an die Trasse nebenan, dann könnte im Eisenbahnpark zum Beispiel eine echte Museumslok starten.
Elf Lokomotiven sind zurzeit im Park einsatzbereit, insgesamt verfügen die Macher des Projekts über 25. Manche gekauft, die meisten selbst gebaut und im Wert zwischen 5000 und 50.000 Euro.
25 ist auch die aktuelle Zahl der Mitglieder des gemeinnützigen "Clubs Ferroviari Vaporista de Mallorca", dessen Präsident Roberto Rueda ist und der auch Kontakte zu Gleichgesinnten in anderen Ländern, wie Deutschland, pflegt. Man trifft den früheren Airport-Mitarbeiter aus Sa Cabaneta fast jeden Tag im Eisenbahnpark. Vor allem an Wochenenden wird dort gemeinsam gewerkelt, dann kommen auch die Clubmitglieder, die an den übrigen Tagen mit geregelter Arbeit ihr Geld verdienen. "Wir haben hier alles in Eigenregie gebaut", betont Rueda und lobt den Teamgeist seiner Mitstreiter. Im Jahr 2000 hatte man sich zusammengefunden, seit 2008 wird auf dem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Gelände gebaut. Rund 250.000 Euro seien seitdem investiert worden, schätzt der Club-Präsident. "Aber da ist unsere Arbeitsleistung nicht mit eingerechnet. Wenn das hier professionelle Unternehmen gebaut hätten, dann lägen die Kosten bestimmt bei 2,5 Millionen."
Brücken, Tunnel, die Bahnstation Marratxinet - dem Eisenbahnfreund mangelt es an nichts. Auch eine Freiluftausstellung historischer Eisenbahn-Exponate gehört zum Angebot.
Wenn der Eisenbahnpark offiziell eröffnet wurde, wird dieser den Besuchern voraussichtlich sonntags offenstehen, der Rundgang soll gratis sein. An anderen Tagen will man Termine nach Vereinbarung anbieten, zum Beispiel für Schulklassen oder Reisegruppen. "Wer mit einer der Bahnen fahren möchte, der wird um eine Spende gebeten", so Rueda, der betont, dass kein kommerzielles Angebot geplant sei.
Der Eisenbahn-Club hat noch viel vor. Schon vor der Park-Eröffnung gibt es jetzt bereits Planungen, die Hauptstrecke um 400 Meter oder mehr zu verlängern. Und dann soll die bereits erwähnte Dampflok zur Attraktion werden. Es handelt sich um eine Baldwin Nº 6 Landaluce, die von Clubmitgliedern restauriert wurde.
(aus MM 2/2018)