Der Königsschwager Iñaki Urdangarin wurde am Mittwoch in Palma de Mallorca erwartet, um zwischen 9 und 14 Uhr seine Ladung zum Haftantritt entgegenzunehmen. Er landete um 9.46 Uhr von Genf kommend auf dem Flughafen Son Sant Joan und kam gegen 12.15 Uhr bei Gericht an und verließ den Ort des Geschehens bereits um 12.26 Uhr wieder in einer Limousine. Sicherheitskräfte und 150 Medienvertreter waren bereits am Morgen vor dem Oberlandesgericht an der Plaça del Mercat positioniert, bekamen jedoch nicht sonderlich viel zu sehen.
Das auf Mallorca ergangene Urteil gegen den Gatten von Infantin Cristina und Schwager von König Felipe VI. war am Dienstag vom Obersten Gerichtshof weitgehend bestätigt worden. Es beläuft sich auf fünf Jahre und zehn Monate Haft, wobei die höchste Strafe für ein Einzeldelikt zwei Jahre und drei Monate beträgt. Das ist zu viel für eine Aussetzung zur Bewährung.
Urdangarin bekommt fünf Tage Galgenfrist bis zum Haftantritt. Bei der Auswahl der Justizvollzugsanstalt wird in Spanien in der Regel Rücksicht auf familiäre Bedürfnisse genommen. Da man aufgrund des hohen Bekanntheitsgrads nicht von Fluchtgefahr ausgeht, darf der Ex-Handballstar vorläufig nach Genf zu Frau und Kindern zurückkehren.
Eine mögliche Beschwerde vor dem Verfassungsgericht dürfte laut Juristen voraussichtlich keine aufschiebende Wirkung entfalten, da die Gesamtstrafe über fünf Jahren liegt. Auch einem Gnadengesuch werden wenig Chancen eingeräumt, da es über die neu gewählte Linksregierung von Pedro Sánchez laufen müsste und nicht vom König allein bewilligt werden kann.
Unterdessen ist der im Fall Nóos mit Urdangarin und dessen Geschäftspartner Diego Torres zu 3 Jahren und acht Monaten verurteilte frühere Balearen-Präsident Jaume Matas am Mittwoch nicht zum Spießrutenlauf auf Mallorca erschienen. Stattdessen meldete er sich lieber direkt zum Haftantritt im Gefängnis von Aranjuez bei Madrid. (mic)