Die blauen, gelben und grünen Abfallbehälter an den Straßenrändern in Palma haben mit den Jahren Verstärkung bekommen. So manche Mülltonne weist seit 2018 eine braune Klappe auf. Was in diese „Contenedores” hineinkommt? Apfelschalen, Teebeutel und Fischreste zum Beispiel, schön verpackt in einem Müllsack – aber einem speziellen.
Die Behälter stehen noch nicht in jedem Viertel der Inselhauptstadt, 85 bis 90 Prozent der Fläche sind jedoch abgedeckt. In Gènova, Son Castelló und Establiments etwa werden sie noch nicht eingesetzt. Auch in der Altstadt sind sie noch nicht zu finden. Dort kommen allerdings seit 2017 kleinere, mobile Container für alle diversen Müllarten zum Einsatz. Die Sammelbehälter werden täglich aufgefahren, aufgestellt und abends wieder fortgeschafft. Sie stehen in den Vierteln Sindicat, Calatrava, Monti-Sion, Seu, Cort, Llotja-Born, Puig de Sant Pere, Sant Jaume und Sant Nicolau.
Wann einmal überall stationäre braune Tonnen stehen werden, ist unklar, teilen die für die Müll- entsorgung zuständigen Stadtwerke Emaya mit. 511 Container sind in 52 von 73 Vierteln aufgebaut. Die jüngste Erweiterung fand im November mit 21 Vierteln statt. 390.000 Menschen haben Zugang. Emaya hat das Ziel ausgegeben, die Hälfte des häuslichen Gesamtabfalls zu recyceln. Sprich: Papier, Glas, Rest- und Biomüll, Plastik. So möchte es auch eine übergeordnete Behörde: die Europäische Union.
Bei der braunen Tonne gibt es einen Unterschied zu den übrigen Behältern. Sie lässt sich in den meisten Fällen nur mit der Bürgerkarte, der grauen „Tarjeta Ciudadana” öffnen. Doch was gehört alles in diesen Behälter, der in Deutschland – bei den Müllprofis – längst Alltag ist? Dazu schreibt Emaya auf ihrer Homepage: Reste von Obst- und Gemüse, von Fisch und Fleisch, von Brot und Essen aller Art, Taschentücher und Servietten, Kaffee- und Teereste, kleinere Reste von Pflanzen und Sträuchern. Zwei- bis dreimal die Woche werden die Container geleert.
Wer größere Gartenabfälle wie ganze Sträucher und Pflanzen wegwerfen möchte, muss weiterhin die Wertstoffhöfe „Punts verds” (grüne Punkte) benutzen und einen Nachweis mit Adresse mitbringen, dass er in Palma wohnt. Diese Müllsammelpunkte gibt es im Industriegebiet Son Castelló im Norden der Stadt sowie im an den Flughafen grenzenden Viertel Sant Jordi.
Den normalen Bio-Hausmüll muss man in kompostierbaren Zehn-Liter-Tüten, die es im Handel gibt, sammeln und gut verpackt einwerfen. Der Abfall wird auf Kompost-Halden auf der Insel gebracht, wo er zu einem Teil zu Dünger verarbeitet wird. Dieser „Fertilizante natural” wird nach Angaben der Stadtwerke landwirtschaftlichen Betrieben und Gärtnereien gegen Gebühr zur Verfügung gestellt und sei gut nachgefragt. Emaya arbeitet an einem System, Bürger mit Rabatten bei der Müllgebühr zu belohnen, wenn sie häufig die braune Tonne benutzen.
Und das kommt alles nicht in die braune Tonne: Öle, flüssige Essensreste, Staubsaugerbeutel, Fegestaub, Asche, Zigarettenstummel, Holzgegenstände, größere Gartenabfälle, Medikamente, mit Pestiziden bearbeitetes Grün, Tier-Exkremente, Hautpflege-Produkte.
35 bis 50 Prozent des heimischen Abfalls sind den Stadtwerken zufolge Bio-Müll. 2019 kamen davon 4000 Tonnen, ein Jahr später pandemiebedingt nur 2000 zusammen. Es waren weniger Menschen auf der Insel, das Müllaufkommen nahm generell stark ab.
Wenn die braune Tonne ordentlich benutzt wird, teilte Emaya mit, könnte umso mehr Dünger entstehen. „Dafür ist es wichtig, dass der Kompost gut getrennt und qualitativ hochwertig ist.” Die Betriebe nutzen ihn später, um Ackerböden, Gemüse- so-wie Schrebergärten fruchtbar zu machen. Aus dem recycelten Material wird auch Biogas hergestellt.
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Stadtwerke Emaya unter „Recogida de materia orgánica” sowie als Broschüre, die man im Emaya-Büro im Carrer de Joan Maragall 3 mit einem Vorab-Termin abholen kann.