Der erste Tag des Prozesses gegen Mitglieder und Helfer des Mallorca-Ablegers der Rockerbande Hells Angels in Madrid ist mit Deals zwischen 34 Beteiligten und der Staatsanwaltschaft zu Ende gegangen. Bereits vor dem eigentlichen Prozessbeginn hatten sich deren Verteidiger mit der Anklage auf die entsprechenden Strafen geeinigt. Dies war möglich geworden, nachdem die Staatsanwaltschaft mit ihrer Strafforderung deutlich nach unten gegangen war. In den meisten Fällen akzeptierten die Beschuldigten die Verurteilung, nachdem anstelle von Gefängnis "nur" noch Geldstrafen im Raum gestanden hatten. Jeder der 34 Angeklagten musste die Strafe – in der Mehrzahl der Fälle wegen der Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung – mündlich am Mikrofon (oder per Videoschalte) akzeptieren.
Auch einer der Hauptangeklagten, K. Y., akzeptierte eine Gefängnisstrafe von zwölf Jahren und drei Monaten, welche aber auch er durch die Zahlung einer hohen Geldstrafe noch umgehen kann. Sein Bruder, A. Y., sitzt hingegen weiterhin auf der Anklagebank. Ihm drohen mehr als 30 Jahre Haft. Ebenfalls keinen Deal schloss der 58-jährige Hannoveraner Rockerboss Frank Hanebuth, der als einer der Drahtzieher der Machenschaften der Hells Angels auf Mallorca gilt. Er soll seinerzeit mit den Gebrüdern Y. den Insel-Ableger des Motorrad-Clubs gegründet haben und sich in der Folge auf der Insel verschiedener Delikte wie Zuhälterei und Drogenhandel strafbar gemacht haben.
2013 hatte die Polizei bei einer spektakulären Razzia im Rahmen der "Operación Casablanca" Hanebuth und Co. hochgehen lassen. Zwei Jahre saß der tätowierte Hüne in einem andalusischen Hochsicherheitsgefängnis. 2015 kehrte er auf die Insel, zwei Jahre später – 2017 – nach Deutschland zurück. Unter den nunmehr 49 Angeklagten – drei mehr als ursprünglich vorgesehen, sind auch zwei Beamte der spanischen "Guardia Civil", die der Mithilfe in der vermeintlich kriminellen Organisation angeklagt sind. Einem Polizisten wird vorgeworfen, Informationen aus Polizeidatenbanken geliefert zu haben. Ein anderer Beamter soll Anzeigen gegen einen der Bandenführer beseitigt haben.
Frank Hanebuth hatte sich im Vorfeld des Prozesses optimistisch gezeigt, eine Strafe umgehen zu können, er habe sich "ja schließlich nichts zuschulden kommen lassen." Entsprechend gelassen gab er sich auch zum Prozessauftakt, bei dem er breitbeinig selbstbewusst auf der Anklagebank saß. In der Mittagspause suchte er mit anderen Beteiligten die Bar San Blas in der Nähe des Gerichts gelegenen Industriegebiet des Madrider Vororts Torrejón de Ardoz auf, wie der Korrespondent der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" berichtet. Für den Prozess sind insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt. Er soll spätestens am 10. Februar enden.