Seit die Internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) ihre Rote Liste gefährdeter Arten Ende vergangenen Jahres aktulisiert hat, befinden sich darauf 150.388 Spezies. 42.108 davon sind derzeit vom Aussterben bedroht, wie es heißt. Unter den Meeresbewohnern sind 17.903 Arten als gefährdet eingestuft, 1550 davon sind vom Aussterben bedroht. Das Ergebnis belege, wie sich die nicht nachhaltige menschliche Aktivität auf das marine Leben auswirke, so Bruno Oberle, IUCN-Generaldirektor. Ein grundlegender Wandel des Wirtschaftssystems sei nötig.
Neben der Mönchsrobbe, die in der IUCN-Liste als „stark gefährdet” eingestuft wird, tauchen dort eine ganze Reihe weiterer Bewohner des Balearen-Meeres auf. Die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) etwa gilt als „gefährdet”, die Edle Steckmuschel (Pinna nobilis) wiederum als „sehr stark gefährdet”. Dieser besonders großen Muschelart setzen vor allem ankernde Boote zu. „Wo dieser Faktor ausgeschlossen wurde, wie etwa im Cabrera-Nationalpark, nehmen die Populationen auf spektakuläre Weise zu”, heißt es bei der Artenschutzabteilung im balearischen Umweltministerium.
Auch die Rote Koralle (Corallium rubrum) gilt als stark gefährdet. Eine Studie von Wissenschaftlern des Centre Oceanogràfic in Palma und der Universidad de Barcelona hatte kürzlich ergeben, dass ihr Vorkommen im Balearen-Meer drastisch zurückgeht. Geschuldet sei dies in erster Linie dem Klimawandel und dem illegalen Sammeln. Vielerorts werden Rote Korallen in der Schmuckindustrie verarbeitet, wenngleich dies auf den Balearen noch keine lange Tradition hat. Die Wissenschaftler untersuchten 35 Stellen im Balearen-Meer und wurden lediglich an sechs Stellen fündig. Auch in geschützten Gegenden, wie etwa im Nationalpark Cabrera, würden die Korallen weiterhin gesammelt, obwohl dies verboten ist. Zudem setzt die steigende Wassertemperatur den Korallen zu, die obendrein nur sehr langsam wachsen.
Auch das Neptun- oder Seegras (Posidonia oceanica) steht auf der Roten Liste gefährderter Arten, wenngleich auch mit dem Status „kaum gefährdet”. Ihr Vorkommen in weiten Teilen des Mittelmeers sorgt dafür, dass die Pflanze, die eine wichtige Rolle für das marine Ökosystem spielt, nicht vom Aussterben bedroht ist, wenngleich sich die Anzeichen verdichten, dass der Zustand vieler Seegraswiesen durchaus besorgniserregend ist. Die Posidonia gehört denn auch zu den 55 geschützten Arten im Balearen-Meer, die auf der entsprechenden Liste des balearischen Umweltministeriums auftauchen.
Ganz sicher ist sich Johann Hermann seiner Sache nicht. „Eine Zeitlang war ich unschlüssig, ob ich meine Beobachtungen ins Reine bringen und bekannt machen sollte”, schreibt der deutsche Naturforscher in seinem Bericht, den er allen Zweifeln zum Trotz dann doch verfasste und in den „Beschäftigungen der Berlinischen Gesellschaft Naturforschender Freunde” veröffentlichte.
Das war im Jahr 1779 und Hermann hatte in seiner Heimatstadt Straßburg die Gelegenheit gehabt, eine Robbe genau zu untersuchen, die aus dem Mittelmeer stammte und sich von allen anderen, die er zuvor gesehen hatte, deutlich unterschied. Er vermutete, es mit einer neuen, bislang noch nicht wissenschaftlich beschriebenen Art zu tun zu haben. „Ich halte es also, bis ich eines Besseren belehrt werde, für das sicherste, meine Robbe für eine bei den neuen Schriftstellern noch unbekannte Gattung zu halten, und wage es einstweilen, sie als einen kleinen Beitrag zur Geschichte der Säugetiere den Naturforschern anzubieten”, schreibt er in dem Dutzende Seiten langen Text, der eine penibel genaue Beschreibung des Tieres beinhaltet.
Die charakteristischen Merkmale der Robbe, die sie von anderen, bereits bekannten Arten unterscheiden, sind Hermann zufolge, dass sie keine Ohrläppchen hat, vier Schneidezähne in jedem Kinnbacken, ungeteilte Vorderpfoten, keine Nägel an den hinteren und schwarze, weichliche Haare, die, wenn sie trocken sind, in die Höhe stehen. Schließlich ist das Tier „von hinten einem schwarzen Mönch nicht unähnlich, indem sein glatter, runder Kopf einen in eine Kapuze gehüllten Menschenkopf, und seine Schultern mit den kurzen ausgestreckten Füßen zwei Ellenbogen vorstellen, von dem sich eine lange, schwarze Kutte herabsenkt.” Mehrere Personen, die in Marseille gewesen seien, hätten ihm berichtet, dass solcherlei Tiere dort den Namen Mönch trügen.
Dass er die Gelegenheit bekommt, die Robbe so genau zu studieren, verdankt Hermann einem Zufall. „Das Tier gehörte einer Gesellschaft von Venetianern, die es zur Schau herumführten, und auf ihrer Reise nach Paris, wo sie es dem König anzubieten gedenken, zu Ende Oktobers und im Anfang des Novembers in Straßburg sehen ließen”, schreibt er. Die Robbe war in einem hölzernen Kasten untergebracht, der mit Wasser gefüllt wurde.