Plötzlich ist Stille: Gerade noch herrschte ringsherum der sommerliche Strandtrubel, doch davon ist nun nichts mehr zu hören. Wer sich vor Mallorcas Küste auf eine Schnorchel-Tour begibt, der taucht sogleich ein in eine Welt der Ruhe. Selbst die in der Ferne röhrenden Wasser-Motorräder sind urplötzlich verstummt. Stattdessen schillert ein Schwarm winziger Fische silbern im Sonnenlicht. Eine Rotbarbe wirbelt eine Sandwolke auf. Ein Mönchsfisch scheint sich zu fragen, wer da in sein Revier eingedrungen ist.
Mallorca gehört zweifellos zu den besonders gut geeigneten Schnorcheldestinationen. Das sieht auch Mike Baudach so, der in Font de Sa Cala bei Cala Rajada die Tauchschule Dive & Fun betreibt und auch Schnorchelausflüge anbietet. „Mallorca hat ja mehr als 770 Kilometer Küstenlinie”, sagt er. Dementsprechend viele Stellen gibt es, die dafür geeignet sind. „Schnorcheln kann man eigentlich überall da, wo das Wasser nicht zu tief ist.” Bei bis zu acht Metern könne man noch sehen, was sich am Meeresgrund tummelt.
Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen Buchten. Als Faustregel gilt: Dort, wo es felsig ist, gibt es mehr zu sehen. Zwar könne man auf sandigem Grund mit etwas Glück zum Beispiel Rochen beobachten, grundsätzlich aber sei felsiger Grund besser geeignet, so Baudach, da viele Fische nun einmal dort in Ritzen und Spalten Schutz suchen. Felsige Küstenabschnitte findet man mal mehr, mal weniger rings um die Insel.
Mancherorts ist bereits der Strandbereich steinig bis felsig. In solchen Fällen sind Badesandalen ein hilfreiches Schnorchel-Utensil. Die schützen auch vor Seeigeln, deren Stacheln sich tief ins Fleisch bohren können, wenn man barfuß versehentlich auf einen solchen tritt, oder Petermännchen, die sich gerne im Sand vergraben und am Rücken giftige Stacheln haben. Spätestens, wenn man zwischendurch irgendwo an Land klettern möchte, sollte man an den Schutz der Füße denken.
Technisch gilt Schnorcheln nicht als schwierig. Lediglich das Atmen durch den mehr oder weniger engen Schlauch erfordert etwas Übung. Experten empfehlen, mindestens eine halbe Stunde vorher nichts zu essen, dafür aber reichlich zu trinken. Unerlässlich ist auch ein guter Sonnenschutz. Denn im Meer wirken die Sonnenstrahlen umso stärker. Spezielle Hemden können unter Umständen die beste Wahl sein, um sich keinen Sonnenbrand zu holen.
„Notwendig sind eigentlich nur Maske und Schnorchel”, sagt Baudach. Ob man sich auch noch Schwimmflossen überziehe, sei Geschmackssache. „Viele sind beim Schnorcheln ohnehin viel zu schnell unterwegs.” Eigentlich gehe es darum, an der Wasseroberfläche zu treiben und möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Nur dann könne man das schreckhafte Meeresgetier wirklich gut beobachten.
Bedenken sollte man allerdings, dass es auch auf Mallorca in manchen Buchten durchaus starke Strömungen geben kann. In solchen Fällen kann man seine Reichweite durch Flossen vergrößern. Zu den Sicherheitsvorkehrungen gehört auch, dass man nicht allein aufbricht und Bescheid sagt, in welcher Gegend man unterwegs sein wird. Eine Alternative ist, bei einem der professionellen Anbieter eine geführte Tour zu buchen. Das hat auch den Vorteil, dass man an besonders gut zum Schnorcheln geeignete Orte gelangt.
Ein Thema, das auch beim Schnorcheln immer wieder auftaucht, sind Quallen. Je nach Art kann die Berührung äußerst schmerzhaft sein und eine allergische Reaktion hervorrufen. Wer besonders sein Gesicht etwas besser schützen möchte, kann eine sogenannte Vollgesichtsmaske benutzen. Diese gibt es seit ein paar Jahren in Sportwarengeschäften und sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie haben den Vorteil, dass man auch durch die Nase atmen kann. Andererseits gelangt weniger Sauerstoff in die Maske, weshalb man schneller außer Puste gerät, als mit einem herkömmlichen Schnorchel. Bei diesem sollte man vor allem darauf achten, dass er nicht zu lang ist. Andernfalls kann es zur sogenannten Pendelatmung kommen, bei der man die ausgeatmete Luft wieder einatmet – mit dem Risiko, bewusstlos zu werden.
Mike Baudach hält von Vollgesichtsmasken überhaupt nichts. Zum einen könne man bei diesen keinen Druckausgleich machen, da ja die Nase bedeckt ist. Außerdem laufen sie Gefahr, mit Wasser vollzulaufen. Es seien schon Menschen ertrunken, weil sie die Maske nicht rechtzeitig vom Gesicht bekamen, sagt er. Ebenfalls für zu gefährlich hält er Mini-Sauerstoffflaschen, die seit einiger Zeit zum Schnorcheln angeboten werden. Das gehe schon eher in den Bereich Tauchen und dafür brauche es eine gesonderte Schulung.
Eine weitere Gefahr droht beim Verlassen der mit Bojen abgesperrten Schwimmerbereiche, die es in vielen entlegeneren Buchten zudem gar nicht gibt. Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein unachtsamer Bootsführer Schwimmer übersieht – mit oft fatalen Folgen. Um das Risiko etwas zu verringern, gibt es eine Art Warnboje, die man sich am besten an der Hüfte befestigt. „Schon bei wenig Wellengang, ist man als Schnorchler nicht mehr zu sehen”, sagt Baudach. Deshalb empfehle er die Nutzung einer solchen Warnboje auf jeden Fall. Zumal es Modelle gibt, die auch noch eine kleine Tasche haben, in der man Wertgegenstände wasserfest verwahren kann. Und noch einen Hinweis hat Baudach: „Nichts anfassen, nichts mitnehmen!” Damit sich auch der nächste noch an Mallorcas herrlicher Unterwasserwelt erfreuen kann.