"Du hast noch nie eine Tauchmaske angehabt?", fragt Tauchlehrer Fabio Saz ungläubig. "Nein", bestätige ich verlegen. "Aber ich schwimme viel." Gut, meint er. Sicher schwimmen zu können sei ja auch die einzige Voraussetzung zum Schnorcheln.
In Neoprenanzügen sitzen wir auf dem Motor-Schlauchboot der Tauchschule Marbalear und fahren zur Meeresschutzzone Isla del Toro hinaus. Sie liegt südlich der Halbinsel von Santa Ponça. Dort werde ich heute zum ersten Mal schnorcheln.
Das Gebiet um die Isla del Toro gilt zusammen mit den daneben gelegenen Gewässern der Islas Malgrat als ein Paradies für Taucher. Natürlich könne man beim Flaschentauchen mehr sehen, aber Schnorcheln sei ein guter Einstieg in die Erforschung der Unterwasserwelt, meint Fabio. Der Sport sei sehr leicht zu erlernen.
Ein paar Dinge gebe es allerdings zu beachten. "Setz' schon mal die Maske auf. Sie sollte fest, aber nicht zu stramm sitzen, weil der Wasserdruck sie noch an dein Gesicht presst." Gesagt, getan. Auch die Schwimmflossen werden festgezurrt, ohne dass sie drücken.
Nach der Ankunft üben wir erst einmal das Atmen im Wasser. Ich habe das Gefühl, weniger Luft zu bekommen. Das sei am Anfang normal, beruhigt mich mein Guide. "Atme ruhig und gleichmäßig mit dem Mund durch den Schnorchel. Pass auf, dass du nicht durch die Nase atmest, sonst beschlägt die Brille sofort." Dann schwimmen wir los. "Stoß dich mit leicht gebeugten Knien mit den Flossen vorwärts. Halte die Arme an den Seiten, das reduziert den Wasserwiderstand", höre ich.
Um die Insel del Toro herum liegt ein felsiges Plateau von nur fünf bis sechs Meter Tiefe. Danach fällt der Meeresgrund steil ab. In den Spalten und Löchern des Felsbodens verstecken sich viele Arten von Fischen, zum Beispiel die aalartige Mittelmeermuräne oder der kunterbunte Meerpfau. Fabio macht mich darauf aufmerksam. Ein paar Meter unter uns zieht ein Barrakuda durch das Wasser und dichter am Grund verschiedene Meerbrassen. Rote Korallen, Seeigel und ein Seestern sind zu erkennen. Plötzlich schwimmt ein ganzer Schwarm von Mönchsfischen an uns vorbei, 200 müssen es sein. Die kastanienbraunen kleinen Fische mit der tiefgegabelten Schwanzflosse stört unsere Gegenwart offenbar gar nicht.
Fabio ermuntert mich zu tauchen. "Lass die Luft aus deiner Lunge ganz raus. Dann bist du schwerer." Bei ihm geht's ganz leicht, bei mir gar nicht. Der Neoprenanzug zieht mich wie ein Magnet nach oben. "Alles Übungssache", meint Fabio mit einem Lachen. Ich bleibe an der Oberfläche und genieße es, mich von der Strömung treiben zu lassen, während ich das Meeresleben beobachte. Nach etwa einer Stunde ist es leider Zeit zur Rückkehr.
Die meisten Tauchschulen auf Mallorca bieten auch Schnorcheltouren an. Sie dauern in der Regel anderthalb bis zwei Stunden und kosten zwischen 35 und 45 Euro inklusive Ausrüstung, Versicherung und Guide. Natürlich kann man auch prima auf eigene Faust schnorcheln. Die Insel bietet eine Fülle schöner Plätze dazu. Der Vorteil einer Tauchschule ist, dass man sich die Ausrüstung erst einmal ausleihen kann und mit Guides unterwegs ist, die auch die Unterwasserwelt erklären können. Denn Mallorca ist nicht die Karibik. Um einen gut getarnten Pulpo zu entdecken, braucht man schon ein geschultes Auge. Außerdem kommt man auf diese Weise in entlegene Buchten oder Schutzzonen.
"Wir haben Ankerboyen in Meeresreservaten gemietet, zu denen wir zum Schnorcheln fahren", sagt zum Beispiel Tim Brethouwer von der Firma Dive & Fun in Capdepera. Schnorcheln sei prima als Einstieg, für Leute, die vielleicht etwas Respekt davor hätten, sehr tief ins Meer zu tauchen, und eine schöne Aktivität für Familien, fasst Eva Reina von der Tauchschule Skualo in Can Picafort zusammen.
INFOS
Grundsätzlich gilt: Vermeiden Sie Sandgründe und suchen Sie Felsbuchten, denn über Felsen ist das Wasser in der Regel klarer, die Unterwasserwelt interessanter. Besonders reich an Meeresleben sind alle Schutzgebiete der Insel. Dazu gehören der Naturpark Cabrera und die Gewässer um die Islas Malgrats, die Isla del Toro sowie in der geschützten Zone der Bahía de Palma.
Weitere Anregungen: Im Südosten gibt es in der Nähe von Santanyí gleich mehrere schöne Buchten zum Schnorcheln, etwa die Cala Santanyí, Caló des Moro, Cala Mondragó (auch Cala de Sa Font de n’ Alis genannt), Cala S’Almunia oder Cala Barca. Etwas weiter nördlich, drei Kilometer von Cala Rajada, bietet sich die Cala Moltó an. Wer in Palma wohnt, kann bei Illetas gut schnorcheln. Auch die Steilküste von Llucmajor (Maioris) eignet sich gut. Und im Südosten der Insel warten die Cala Estellenç bei Estellenç sowie Cala d‘ Egos und Cala Llamp in der Nähe von Port d‘Andratx, wie generell die gesamte Küste der Tramuntana.
Adressen für Schnorcheltouren:In dem Portal Mallorcadivecenters.com finden Sie die Adressen, Webseiten und Telefonnummern von 25 Tauchschulen rund um Mallorca, die fast alle auch Schnorchelaktivitäten anbieten.
(aus MM 37/2015)