Vom Saulus zum Paulus: Die neue balearische Landesregierung will im Gegensatz zum vorherigen Govern Mallorcas Strandbuden am Leben erhalten.
Wir erinnern uns: Anfang 2022 hatte die damalige rot-rot-grüne Regierungskoalition zusammen mit der spanischen Küstenschutzbehörde eine Verordnung zur Verschärfung der Vorgaben für Bauten in direkter Meereslinie erlassen. Dem neuen Dekret fielen daraufhin mehr als ein Dutzend Strandbars zum Opfer, sogenannte Chiringuitos, die entweder über keine Betriebslizenz verfügten oder seit Jahrzehnten gegen bestehende Bauvorgaben verstießen.
Unter vielen einheimischen, aber auch ausländischen Strandgästen stieß der Abrissbescheid insbesondere für alteingesessene Strandbars, die seit etlichen Jahren frequentiert wurden, auf harsche Kritik. Teilweise kam es sogar zu Demonstrationen von Gästen, Freunden und Nachbarn, um gegen drohende Schließungen zu protestieren. Das könnte bald nicht mehr nötig sein. Denn: Die jetzige konservative Landesregierung unter Ministerpräsidentin Marga Prohens hatte bereits vor den Regionalwahlen im Mai angekündigt, den „übertriebenen Kreuzzug” von Umweltschützern gegen die Chiringuitos beenden zu wollen.
Zu Hilfe kommt ihr jetzt dabei die Tatsache, dass einige Kernkompetenzen für den bis dato von der Zentralregierung in Eigenregie geführten Küstenschutz seit Anfang des vergangenen Juli an die Regionalregierungen übertragen wurden. Das von Prohens neu eingeführte Landesministerium für Meer und Wasserwirtschaft hat bereits damit begonnen, eine Änderung des bestehenden Küstenschutzgesetzes in Angriff zu nehmen, um insbesondere „historische, also zum Landschaftsbild der Balearen gehörende Strandbars” vor dem Abriss durch frühere Verordnungen zu schützen. Zudem will die neue Landesregierung auch den saisonalen Betreiber der Chiringuitos eine Planungssicherheit bieten, um ihr Strandgeschäft über mehrere Jahre erhalten zu können.
Zu den ersten Strandbars und Bauten, die von der Gesetzesänderung profitieren könnten, zählt das Restaurant „El Bungalow” an der Playa von Ciutat Jardí in Palma sowie die Restaurants und Gebäude in und um die Strandhaus-Kolonie der „Sa Casetes des Capellans”, an der Playa de Muro – das „Can Gavella”, das „Ponderosa” und das „Olimpia Opa & Oma”. Dort, bei Can Picafort, war der Aufschrei besonders groß, als die Strandbuden vor zwei Jahren ihre Außenterrassen nicht mehr öffnen durften – als Grund wurde der Schutz des Strandes angeführt. Seit diesem Jahr aber – wohl auch vor dem Hintergrund des Regierungswechsels – können Urlauber dort wieder ihre Paella mit den Füßen im Sand genießen.
„Es ist unsere Aufgabe, die Küsten vor Umweltschäden zu schützen, gleichzeitig aber die traditionellen wirtschaftlichen Aktivitäten entlang der Meereslinie aufrechtzuerhalten. Beide Interessen wollen wir in Einklang bringen”, ließ die Landesregierung verlauten.
Die sogenannte Conselleria del Mar kündigte in diesem Zusammenhang die Ausarbeitung eines Aktionsplans für die Erhaltung und den Schutz traditioneller Gebäude entlang der Küsten an, wie ehemalige Fischerhütten und Bootsgaragen, „die mit der Landschaft und der Geschichte der Inseln verbunden sind”, hieß es.