Palmas Einzelhandel trauert vergangenen Zeiten im Kreuzfahrttourismus nach. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen die verschiedenen Unternehmerverbände am Montag von einem Verlust von "fast 310.000 Kreuzfahrern" im vergangenen Jahr. Demnach ging die Zahl jener Urlauber, die Mallorca an Bord eines Ozeanriesen ansteuerten, im zurückliegenden Jahr (Januar bis November) um 15 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum 2019 zurück. Sie forderten die Landesregierung auf, mit entsprechenden Maßnahmen gegenzusteuern.
Den Schuldigen für den Rückgang an Kreuzfahrern haben die Vertreter des Einzelhandels nach Darstellung der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora längst ausgemacht: Das Abkommen, welches die linksgerichtete Landesregierung in der zurückliegenden Legislaturperiode den Veranstaltern abgerungen hatte. Dieses habe allerdings keinen verbindlichen Charakter, hieß es in der Mitteilung. "Beide Seiten vereinbarten seinerzeit, dass das Abkommen dem Prinzip der Freiwilligkeit unterliegt", hoben die Einzelhändler in der Mitteilung hervor.
Dass Palma entgegen der Auffassung von Kritikern durchaus eine höhere Zahl von Kreuzfahrern aufnehmen könne, verdeutlichte der Einzelhandel am Beispiel Barcelona. Obwohl die historische Altstadt von Mallorcas Metropole flächenmäßig größer sei als die der katalanischen Hauptstadt, "treffen dort jedes Jahr mehr als drei Millionen Gäste auf Kreuzfahrtschiffen ein. In Palma sind es weniger als zwei Millionen". Darüber hinaus wiesen die Einzelhändler in ihrem Schreiben darauf hin, dass es sich bei Kreuzfahrern um Besucher handele, die dem Bild des sogenannten Idealtouristen sehr nahe kämen: "Hohes verfügbares Einkommen und mit Familie auf Reisen".
Auch aus umweltpolitischen Gesichtspunkten spricht den Verfassern des Schreibens nichts gegen mehr Kreuzfahrturlauber in Palma. Zum einen zeigten Studien, dass die Luftqualität in der Inselmetropole gut sei, auf der anderen Seite fühlten sich Reedereien und Reiseveranstalter zunehmend "in der Pflicht, mit neuen Technologien auf Nachhaltigkeit zu setzen". Laut Última Hora brachten die Unternehmerverbände in dem Schreiben weiter zum Ausdruck, dass man "nicht länger untätig zusehen könne", wie sich die Zahlen negativ entwickelten. Mittelfristig strebe man in der Branche das Ziel an, "zumindest wieder die Besucherzahlen aus dem Jahr 2019" zu erreichen.