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WOHNUNGSNOT VS. FERIENVERMIETUNG

Weil Mieten immer teurer wird: Anwohner in Palma de Mallorca gehen auf die Barrikaden

In den vergangenen Tagen verteilte eine Aktionsgemeinschaft in zwei Palmesaner Stadtvierteln Broschüren mit einer unmissverständlichen Botschaft

Santa Catalina in Palma de Mallorca ist voller Bars, Restaurants, Diskotheken und Ferienwohnungen. | PILAR PELLICER

| | Palma, Mallorca |

In den zurückliegenden Tagen hat in den beiden Palmesaner Kultvierteln Santa Catalina und Son Espanyolet ein kurios gestalteter Flyer den Weg in annähernd alle Hände gefunden. Und entsprechend für Aufsehen und Gesprächsstoff gesorgt. Zu sehen ist auf der Broschüre ein gestyltes Hipsterpärchen auf der einen Seite, eine gebückt dahinschleichende Seniorin auf der anderen. Vor dem Hintergrund des emblematischen Eckhauses, in dem seit Jahrzehnten das Hostal Cuba untergebracht ist, ist der Zusammenhang dieser so ungleich wirkenden Menschen schnell verstanden. Wer Nachhilfe braucht, bekommt sie auf Katalanisch geliefert: "Damit sie (die Hipster) einziehen können, muss sie (die alte Frau) gehen."

Hinter dem Flyer, so die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", stehe die Aktionsgemeinschaft Brunzzit (Instagram: @brunzzit). Wer der Kampagne jetzt zu medialen Höhenflügen verhelfe, sei allerdings die Anwohnergemeinschaft Son Espanyolet Residencial. Auf dessen X-Account (ehemals Twitter) appelliert das Kollektiv mit Verweis auf den Flyer: "Verzichte auf Millionen – Wohnraum ist ein Grundrecht, kein Spekulationsobjekt!" Damit spielt die Anwohnergemeinschaft auf die fortschreitende Gentrifizierung beider Stadtviertel an.

Die Message des Flyers ist klar: alteingesessene Mitbürger werden von finanzkräftigen Neuankömmlingen vertrieben.

Der Vorsitzende von Son Espanyolet Residencial, Ferràn Aguiló, konnte gegenüber der Zeitung seine Sympathie für das Anliegen Brunzzits kaum verbergen. "Ich persönlich finde die Aktion grandios." Und schiebt schnell nach, dass es ihm nicht darum gehe, ob Einheimische oder Ausländer zur Gentrifizierung der Stadtviertel beitrügen. "Mir ist ein Nachbar aus Schweden, der sich ins Leben des Viertels einbringt, lieber als ein Mallorquiner, der dafür keinerlei Interesse mitbringt", so Aguiló. Ob aus "Toledo, Berlin oder Manacor", wer die richtige Einstellung mitbringe, sei in Son Espanyolet willkommen.

Weniger willkommen seien jene, die sein Viertel vornehmlich als Goldesel sähen und mit Wohnraum Spekulation betrieben. Damit beschreibt Aguiló auch schon das Hauptanliegen seiner Anwohnergemeinschaft: "Eine weitere Ausbreitung der Ferienvermietung in Son Espanyolet stoppen und möglichst wieder zurückdrängen." Der Inhalt des Flyers stoße daher auf seine volle Zustimmung, denn jede Gelegenheit, auf dieses "große Problem" hinzuweisen, müsse genützt werden. Grundlegendes Problem sei, dass Spanier mit ihren "Hungerlöhnen" mit vielen Ausländern auf dem Immobilienmarkt Mallorcas nicht mithalten könnten.

Sowohl Santa Catalina als auch Son Espanyolet stehen bei Investoren aus dem In- und Ausland seit Jahren hoch im Kurs. Alteingesessene Anwohner klagen zunehmend energischer darüber, dass sie infolge der ungezügelt steigenden Mieten für Wohnraum und Geschäftslokale aus den Vierteln vertrieben würden. Ein beachtlicher Teil der Wohnungen landet anschließend auf einschlägigen Internetportalen wie Airbnb und Booking.

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