Folgen Sie uns F Y T I R

Politisch nicht gewollt: Balearische Landesregierung sägt Umweltkommission ab

Der 2009 gegründete Expertenrat schob in den vergangenen Jahren umstritten Bauvorhaben wie Ölbohrinseln, Solarparks und Golfplätzen einen Riegel vor. Palma begründet das Aus damit, dass Bauanträge zügiger bearbeitet werden sollen.

Ohne dem Widerstand der Umweltkommission würde heutzutage vor Mallorca möglicherweise nach Öl gesucht werden. | Ultima Hora

| Palma, Mallorca |

Mit einem Federstrich will sich die balearische Landesregierung ihrer Umweltkommission entledigen. Den Konservativen, so schätzte am Montag die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" die nicht gänzlich überraschende Entscheidung ein, sei dieser Expertenrat seit Langem ein Dorn im Auge. Der balearische Vize-Ministerpräsident Antoni Costa (Volkspartei PP) sagte jüngst, die Kommission sei ein Hindernis auf dem Weg zu einer schnelleren Bürokratie. Seiner Partei liege daran, insbesondere Bauvorhaben schneller zu bearbeiten. Die Umweltkommission war 2009 mit dem Ziel gegründet worden, geplante Bauprojekte insbesondere auf ihre Nachhaltigkeit hin zu prüfen. In Zukunft soll diese Aufgabe wieder vom Bauministerium übernommen werden. Noch in diesem Monat, so die Zeitung, wolle die Landesregierung das Aus der Umweltkommission offiziell machen.

Die derzeit von Antoni Alorda (Regionalpartei Més) geleitete Umweltkommission beerdigte auf den Balearen in den vergangenen Jahren so manch umstrittenes Bauprojekt. Zu den bekanntesten Opfern ihrer Arbeit gehörten ein Ölbohrvorhaben in den Gewässern der Inseln, eine 1.000-Betten-Hotelanlage in Sa Rápita und weitere Golfplätze in Palma und Muro. Aber auch vermeintliche Öko-Projekte wie Solarparks in Artà, Sant Llorenç, Inca und Marratxí sowie ein Windpark auf Menorca fielen den hohen Hürden der Kommission zum Opfer. Fern, so die Zeitung, habe das Team um Alroda den Ausbau des Sporthafens in Alcúdia und diverse Siedlungsprojekte auf "sensiblen Baugrundstücken" zu verhindern gewusst.

Siedlungsprojekte wie jene in Bonaire in Alcúdia seien bei der Umweltkommission deswegen auf wenig Gegenliebe gestoßen, erinnerte die Schwesterzeitung von MM, weil die Versorgung mit Trinkwasser nicht gesichert gewesen sei. Ähnlich sei dem Bauprojekt Serral de les Monges in Inca ergangen. Dort, so die Kommissionsmitglieder, hätten die zahlreichen neuen Mitbürger die Kapazitäten der Abwasseraufbereitungsanlage an ihre Grenzen gebracht. Nach Darstellung der Zeitung könnte die angekündigte Auflösung der Kommission dazu führen, dass bei gewissen Umweltauflagen in Zukunft aus politischen Gründen ein Auge zugedrückt werde. Das Kuriose dabei: Die Konservativen hatten in der Vergangenheit stets bemängelt, die Umweltkommission orientiere sich mehr an politischen als technischen Vorgaben.

Zum Thema
Meistgelesen