Auf Mallorca wird die Herstellung von selbstgemachtem Gin immer beliebter. Vor allem im Sommer kommt die Zeit der Cocktails und Longdrinks. Wacholderbrand erlebte auf der Insel in den vergangenen Jahren eine große Nachfrage. MM hat mit drei Produzenten gesprochen.
Byron Holland lacht, und er lacht gerne. Der sympathische Brite aus Newcastle erklärt, wie seine Brände, die er unter der Marke „Mallorca Distillery” verkauft, ihre unterschiedlichen Geschmäcker bekommen: „Wir packen die ‚Botanicals’ in einen Beutel und diesen Beutel hängen wir dann in die Flüssigkeit.” Mazeration nennt sich dieser Prozess und Botanicals sind die natürlichen Zutaten botanischen Ursprungs, die dem Getreidebrand auf Grundlage von Wacholder seine unterschiedlichen Aromen verleihen. Im Falle von Mallorca Distillery sind das beispielsweise wilde Blumen, frische Zitrusfrüchte oder Zimt und Vanille. Je nach gewünschtem Ergebnis wird zwischen einer Woche und bis zu zwei Monaten mazeriert.
Ziemlich genau sechs Jahre lang betreibt Holland mit seiner Frau Amber und vier Mitarbeitern nun sein Spirituosen-Unternehmen mit Sitz im Norden von Palma. Davor leitete er ein Bar-Restaurant im schottischen Edinburgh. „Dort kannten wir einen Bierbrauer, und wir gingen zu ihm, um uns seinen Aufbau anzusehen”, so Holland. Davon waren er und seine Ehefrau dermaßen angetan, dass sie das Restaurant verkauften und beschlossen, nach Mallorca überzusiedeln. „Wir sahen die Möglichkeit, Premium-Spirituosen zu machen”, erklärt Holland. Heute bietet die Marke Mallorca Distillery drei unterschiedliche „Palma Gins” und einen „Palma Vodka” an. Daneben startete der Brite kürzlich eine zweite Marke mit dem Namen „Las Islas”, unter der er mallorquinischen Rum verkauft.
Was die Mallorca Distillery von anderen auf der Insel unterscheidet, ist ihr Versprechen, als erste lokale Destillerie ausschließlich Bio-Zutaten zu benutzen. „Wir arbeiten mit örtlichen Landwirten zusammen”, sagt Holland und erklärt, „die Leute machen sich mehr Gedanken darüber, was sie ihrem Körper zuführen.” Der Unternehmer stellt sich vor, dass andere seinem Beispiel folgen und betont, dass er und sein Team bloß demonstrierten, wozu sie in der Lage seien.
Darüber hinaus wird Mallorca Distillery im kommenden Monat Solarpaneele auf dem Dach installieren und sich damit zu einem CO2-neutralen Erzeuger entwickeln. Daneben weist Holland darauf hin, dass seine Flaschen mit Bio-Farben bedruckt werden, was sie zu 100 Prozent wiederverwendbar macht. Mit dem Überschuss an durch die Sonne gewonnenem Strom kompensiert die Firma die Bereiche ihres Betriebs, die bisher nicht energetisch reduziert werden können.
Mehr als doppelt so viel Erfahrung im Brennen von Gin hat Stefan Winterling von „Gin Eva”: 2009 stellte er für einen Betrieb in Pollença den überhaupt ersten Gin der Insel her. Zwei Jahre später lief dann der erste eigene Wacholderbrand aus der Destille. Befragt nach der Entwicklung dieser Spirituose auf Mallorca sagt Winterling: „Die größte Neuerung sind regionale Gins, die geben den Ton an. Vor zehn, zwölf Jahren war der London Dry Gin die Spitze in der Qualitätspyramide – das ist er immer noch –, aber regionale Gins repräsentieren ihren Ursprung.” Diese würden Raum für Interpretationen geben, was sich durch die gesamte Gin-Landschaft ziehe, so Winterling. Er glaubt, dass der Zenit des Booms erreicht ist: „Es gab so unglaublich viele Gins in den vergangenen Jahren. Das Destillieren auf Mallorca ist spannend, weil die Insel so reich an Kräutern und Botanicals ist.”
Max Capó Bucher sieht den Gin-Hype in Spanien noch in vollem Gang. Capó Bucher ist bei „Caraboc” für das Destillieren zuständig. Der Familienbetrieb war mit Gin Eva einer der ersten Gin-Anbieter der Insel. Der Experte sagt: „Auf Mallorca hat der Gin touristischen Wert: Es ist ein von Besuchern gesuchtes Produkt. Weil der Hype um Gin in Deutschland noch läuft, suchen deutsche Besucher auf Mallorca diese Produkte.” Das Geschäft laufe sehr gut und es gebe eine vermehrte Nachfrage, so Capó Bucher. Die Tendenz sei vergleichbar mit dem Craft-Beer-Phänomen in den zurückliegenden Jahren, in dessen Zug viele kleine Brauereien geöffnet hätten. „In Spanien bleibt die Nachfrage auf lokalen Niveau stabil. Diese Trends kommen eben in unterschiedlichen Geschwindigkeiten an”, schließt der Destillateur.
Ähnlicher Meinung ist auch Byron Holland: „Die Trends passieren hier auf der Insel ein bisschen später.” Im Grundsätzlichen sieht er einen „kometenhaften” Anstieg in der Popularität von Gin. Speziell im zurückliegenden Jahr sah der Mann von Mallorca Distillery einen Sinneswandel der Leute hin zu mehr Offenheit für die Zusammenarbeit mit lokalen Produkten. Der Rückhalt sei jetzt deutlich.
Für Holland ist Rum der „heißeste” Tipp für Longdrinks und Cocktails in dieser Saison. Daneben Spirituosen mit wenig oder gar keinem Alkohol. „Das ist jetzt super beliebt!” Außerdem seien vorgemischte Drinks, wie beispielsweise Negroni oder Gin Tonic in der Dose, angesagt. Max Capó sieht immer noch den Spritz als das Getränk schlechthin. Des Weiteren befinde sich der Gin Tonic unter den meist getrunkenen Drinks. Ferner erwähnt Capó noch einen Gin Fizz als Tipp für die warmen Monate auf Mallorca. Derzeit im Kommen, so der Experte, seien Getränke mit mexikanischen und lateinamerikanischen Noten, wie zum Beispiel ein salziger Tequila – oder Mezcal, wie Byron Holland aufzählt.
Stefan Winterling zufolge ist der Gin Tonic immer noch der wichtigste Longdrink. Er empfiehlt diesen mit einem Schuss Limonade. Zu guter Letzt erwähnt Winterling einen sogenannten „Gin Fig Smash” und teilt sogleich das Rezept dieser mit Feigenblättern mallorquinisch angehauchten Kreation:
Für vier Personen werden 5 große Feigenblätter, 2 Zitronen, 3 EL Agavensirup, 20 cl Dry Gin und ein großes Einmachglas mit Deckel gebraucht. Die Feigenblätter mit einem Holzlöffel im Einmachglas zerstoßen. Dann so viele Eiswürfel in das Glas geben, bis es zur Hälfte gefüllt ist. Die Zitronen quer durchschneiden und den Saft mit den Händen direkt ins Einmachglas pressen. 3 Esslöffel Agavensirup hinzufügen und 20 cl Dry Gin. Das Glas verschließen und vorsichtig shaken, sodass die Eiswürfel ganz bleiben, für eine Minute. Den Deckel des Einmachglases als Barsieb verwenden, um den Cocktail in Gläser zu füllen.