Spaniens Verkehrsregeln stellen gerade deutsche Autofahrer häufiger vor Probleme. Auch wenn auf den ersten Blick alles wie daheim erscheint, gibt es doch einige Besonderheiten. MM fasst die wichtigsten zusammen:
Kreisverkehr
Der Klassiker unter den Besonderheiten spanischer Straßen ist der zweispurige Kreisverkehr. Auf die ewige Frage „wer hat hier eigentlich Vorfahrt” gibt es nicht in jeder Situation eine eindeutige Antwort. Unstrittig ist: Wer sich bereits im Kreisverkehr befindet, hat vor demjenigen Vorfahrt, der hinein will. Aber dann wird’s knifflig.
„Kommt jemand auf Sichtweite heran, hat er auf beiden Spuren Vorfahrt. Wenn ich losfahre und sehe ihn, muss ich einkalkulieren, dass er rüberzieht. Wenn er rausfährt, hat er das Recht, rüberzuziehen, um die nächste Ausfahrt zu nehmen. Sie dürfen ihn auf keinen Fall behindern und müssen warten”, so ein Experte gegenüber MM.
Er empfiehlt: Am besten warten, bis alles frei ist. Es sei nötig, auf der rechten Spur zu bleiben. Ohnehin sollte man rechts bleiben, wenn man in der nächsten Ausfahrt wieder den Kreisel verlassen möchte. Die spanische Straßenverkehrsordnung präzisiert, dass vor der Ausfahrt aus dem Kreisel auf die rechte Spur gewechselt werden sollte, wenn nur eine Ausfahrtspur zur Verfügung steht. Keinesfalls dürfe man direkt von der Innenspur hinüberziehen. In der Praxis sieht das freilich anders aus.
Fehlende „positive Vorfahrtszeichen”
Eine weitere Besonderheit ist das weitgehende Fehlen „positiver Vorfahrtszeichen”, wie es der Experte nennt, etwa die in Deutschland häufig vorkommende weiß-gelbe Raute, die anzeigt, dass man sich auf einer Vorfahrtsstraße befindet. Ihr Fehlen macht deutsche Autofahrer schon eher stutzig. Dazu der experte: „Wenn Sie auf einer Straße unterwegs sind, dann müssen Sie rechts oder links schauen, welche Verkehrszeichen die anderen Straßen haben. Sie sehen sie dann von hinten, also zum Beispiel das Dreieck für Vorfahrt gewähren oder das Stoppschild. Dann können Sie fahren. Andernfalls gilt rechts vor links.” Ein anderer Anhaltspunkt ist das Einfahrt-verboten-Schild (weißer Balken auf rotem Kreis): Wenn es sichtbar ist, kann aus dieser Straße ein Auto herauskommen.
Blinkende Ampel
Besondere Aufmerksamkeit verdient auch das Phänomen der blinkenden Ampel. Manche Ampeln blinken nach dem Rot gelb, statt grün anzuzeigen. Das heißt, man kann fahren, wenn es der Verkehr zulässt. Bei dem gelb blinkenden Abbiegepfeil kann man abbiegen, wenn der Geradeausverkehr rot hat, allerdings mit einer Einschränkung. „Wenn darüber ein Stoppzeichen angebracht ist, müssen Sie auf jeden Fall vorfahren und an der Sichtlinie stehen bleiben, ob ein Fußgänger kommt”, sagt der Experte. In Deutschland kennt man nur den grünen Abbiegepfeil.
Beschleunigungsspur für Linkseinbieger
In Deutschland weniger bekannt ist die Beschleunigungsspur für Linkseinbieger auf stark befahrene Hauptstraßen. „Viele meiner Fahrschüler fahren beim ersten Mal direkt rüber”, sagt Piontek. Dabei kann man dadurch entspannter abbiegen: Erst auf die Beschleunigungsspur fahren und dort warten, bis sich eine Gelegenheit ergibt, sich in den Verkehr einzufädeln. Beim Auffahren auf stark befahrene Autobahnen gelte laut spanischer Verkehrsordnung, im ersten Drittel der Spur anzuhalten und den Verkehr zu beobachten. „Das macht in der Praxis keiner, ist aber theoretisch Pflicht”, sagt der Experte.