Es ist gerade mal etwas mehr als zwei Wochen her, da staunte Karlheinz Bruns nicht schlecht: Auf dem Gelände seiner schmucken Finca südlich der Cala Mesquida bekam der deutsche Insel-Fan eine Schlange zu Gesicht, die ihm wegen ihrer ungewöhnlichen Länge von deutlich mehr als einem Meter geradezu das Fürchten lehrte.
Mal wieder, denn verstörende Begegnungen dieser Art kamen in den vergangenen Jahren des Öfteren auf dem Gelände des Anwesens samt Pool vor, das idyllisch in einem lieblichen Tal nördlich des Dorfs Capdepera liegt. Bruns’ Schwiegersohn Tim Behnke, der derzeit samt Familie und Freunden die Sommerfrische inmitten von Buschwerk, Efeu, Sträuchern und zwischen Palmen genießt, hat denn auch durchaus die Befürchtung, dass so ein gar nicht possierliches Tier dort in Bälde erneut aus dem dichten Unterholz auftaucht. „An bestimmten Stellen lassen wir die Kinder nicht mehr spielen”, sagt der Mallorca-Freund beim MM-Besuch.
„Erstmals hatten wir mit dem Problem im Jahr 2017 zu tun.” Sogar in einem Fensterrahmen habe sich so ein Reptil beizeiten gezeigt. Ein Vogelnest sei einmal ausgeräumt worden, auch hätten sich zwei dieser Tiere auf dem Finca-Gelände gepaart. „Bei der Gemeinde Capdepera wurde uns gesagt, dass wir eine Falle selbst aufstellen müssen und in dieser eine lebende Maus platzieren sollen”, so Tim Behnke weiter. Allein sei man in der Gegend nicht mit der Sorge. Die Frau eines Nachbarn aus England habe regelrecht Angst vor den Kreaturen.
Bei den invasiven Schlangen handelt es sich in der Regel um ungiftige, aber zuweilen beißfreudige Hufeisen- und Treppennattern, die fast zwei Meter lang werden können. Sie stammen nach Auskunft der dem balearischen Fischerei- und Landwirtschaftsministerium unterstellten Behörde Cofib samt und sonders von der spanischen Halbinsel – und zwar aus südlichen bis südöstlichen Gebieten wie Andalusien oder den Regionen um Valencia und Murcia sowie aus Katalonien. „Das Problem gibt es seit dem Jahr 2016”, weiß Cofib-Chef Lluis Parpal. „Damals gelangten die ersten dieser Schlangen in den hohlen Stämmen von Olivenbäumen und in weiteren Zierpflanzen auf die Inseln.”
Seither hätten sie sich ungebremst vermehrt. „Anfangs war der Nordosten der Insel allein betroffen, also die Gebiete um Capdepera und Artà”, so Lluis Parpal. Inzwischen sei es mit Ausnahme von höheren Lagen der Serra de Tramuntana überall auf Mallorca möglich, einer solch angstmachenden Kreatur zu begegnen. Balearenweit würden pro Jahr inzwischen etwa 3000 invasive Schlangen eingefangen. Die Nattern zeigen sich den Angaben zufolge besonders gern im Sommer, weil sie sich zwecks Erhöhung ihrer Körpertemperatur gern sonnen.
Wer verstörenden Begegnungen vorbeugen will, kann sich nicht nur bei der zuständigen Gemeinde, sondern auch beim Cofib eine Falle besorgen. Zu hinterlegen ist dort eine Kaution. Wer so einen Käfig mietet, muss gewährleisten, auch für das nachhaltige Wohlbefinden der Maus zu sorgen, die sich in einem separaten Bereich befindet. Sie kommt, so sich eine Schlange in diesen Kasten verirren sollte, zumindest körperlich nicht zu Schaden. Informationen dazu gibt es laut Cofib-Chef Parpal unter folgender Telefonnummer: 653574145. Man arbeite bei der Behörde derzeit an Fallen, die auch ohne lebende Maus funktionieren sollen.
Eine Schlange mit einer Falle wieder wegzubekommen, ist sicherlich schonender, als so rustikal vorzugehen, wie die Gemeinde Capdepera Karlheinz Bruns und Tim Behnke verklickerte: „Die empfahlen uns, einfach einen schweren Stein auf den Kopf zu werfen.”