Ein Aktivist der Bürgerbewegung „Menys Turisme, Més Vida“ („Weniger Tourismus, mehr Leben“) auf Mallorca, die seit Mai mit Protestaktionen gegen die Auswüchse des Massentourismus auf sich aufmerksam macht, ist von der Stadtverwaltung Alcúdias zu einer Geldstrafe von 1125 Euro verdonnert worden. Der Vorwurf: Der Beschuldigte soll im Wartebereich des Busbahnhofs Plakate aufgehängt haben, die zu einer Protestversammlung aufriefen. Die Aktion kam offenbar nicht bei allen gut an – zumindest nicht bei den Ordnungshütern der Stadt.
Es ist das erste Mal, dass die Stadt gegen die Gruppe sanktioniert. Die Bewegung kritisiert seit Langem die Auswirkungen des Massentourismus und organisierte bereits „kreative Straßen-Blockaden“ in der Gemeinde oder spontane Strandbesetzungen unter dem Motto „Mallorca gehört uns“.
Das betroffene Mitglied bestreitet jedoch, selbst Hand an die Plakate gelegt zu haben. Vielmehr sei der Name nur auf einem offiziellen Antrag zur Nutzung eines öffentlichen Raumes im Rathaus aufgetaucht – wohl kaum ein Vergehen, das eine solche Geldstrafe rechtfertigen würde, so die Gruppe. Das Ordnungsamt sieht das allerdings anders und spricht von einem „schweren Verstoß gegen die öffentlichen Zusammenlebensregeln“.
„Mit Geldstrafen kriegt man uns nicht klein“, lautete die erste Reaktion von „Menys Turisme, Més Vida“. Die Gruppe wirft der Stadtverwaltung – unter der Führung einer Koalition aus Konservativen, Rechtspopulisten und Regionalisten – vor, die kritischen Stimmen gegen den Massentourismus gezielt zum Schweigen bringen zu wollen.
Ob nun mit Geldstrafe oder kreativem Protest – der Kampf um die Tourismus-Seele Mallorcas dürfte so schnell kein Ende finden. Schließlich haben die Aktivisten schon bewiesen, dass sie auch ohne Busbahnhofsplakate durchaus Gehör finden.