Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Palma de Mallorca spitzt sich zunehmend zu. Laut einer aktuellen Studie des Immobilienportals Idealista konkurrieren in der Inselhauptstadt durchschnittlich 91 Personen um jedes verfügbare Zimmer zur Miete. Diese "alarmierende Entwicklung" sei das Resultat eines drastischen Anstiegs der Nachfrage bei gleichzeitigem Rückgang des Angebots, zitierte die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" am Donnerstag aus dem Bericht.
Für Francisco Iñareta, den Sprecher von Idealista, liegen die Ursachen des Runs auf WG-Zimmer auf der Hand: "Die Nachfrage nach Zimmern ist im letzten Jahr um 46 Prozent gestiegen, während das Angebot um 20 Prozent zurückgegangen ist." Zum Vergleich: In San Sebastián, der Nummer zwei im Ranking, buhlen 65 Bewerber um ein Zimmer, in Málaga 47. Der Hauptgrund für die Angebotsverknappung sei die Verlagerung vieler Vermieter auf Ferienwohnungen, deren Zahl im gleichen Zeitraum um 72 Prozent nach oben geschnellt sei, so Iñareta.
Mit dieser Entwicklung habe Palma de Mallorca mittlerweile andere spanische Städte in Spanien deutlich hinter sich gelassen und sei zum Brennpunkt der Wohnungskrise geworden, urteilten die Analysten. Der durchschnittliche Mietpreis für ein Zimmer in Palma sei binnen Jahresfrist um 25 Prozent auf 500 Euro gestiegen, was die Stadt zur zweitteuersten Spaniens für Zimmervermietungen mache. Mit Palma Schritt halten können Idealista zufolge nur noch Madrid und Barcelona.
"Diese Zahlen zeigen, wie enorm hoch die Nachfrage nach solchen Mietverhältnissen ist. Oft stammt sie von Menschen, die sich keine ganze Wohnung leisten können", sagte Iñareta. Er kritisierte die politischen Maßnahmen der letzten Jahre, die seiner Meinung nach die Situation noch verschärft hätten. Nach Ansicht Iñaretas liegt der Fehler derzeit im System. "Viele Eigentümer und Vermieter haben das Gefühl, von der Politik verfolgt anstatt gefördert zu werden." Daher bedürfe es Maßnahmen, das verlorene Vertrauen wieder herzustellen.
Die angespannte Wohnsituation auf Mallorca verdeutlicht nach Meinung von Iñareta ein Problem, von dem immer mehr spanische Städte betroffen sind: Bezahlbarer Wohnraum wird zunehmend knapp, immer mehr Menschen sind gezwungen, in Zweck-Wohngemeinschaften zusammenzufinden. Eine Lösung dieser komplexen Situation erfordere ein Zusammenspiel von Politik, Vermietern und Mietern, um ein ausgewogenes und faires Wohnungsmarktmodell zu entwickeln, so der Idealista-Sprecher.