Die Ermittlungsrichterin im Justizpalast von Manacor im Osten von Mallorca hat gegen den mutmaßlichen Mörder seiner schweizerischen Schwiegermutter Haftbefehl erlassen. Der 47-jährige Portugiese muss in Untersuchungshaft, teilte eine Justizsprecherin mit. Der Tatverdächtige darf das Gefängnis in Palma auch nicht gegen Zahlung einer Kaution verlassen. Vitor Aníbal T.M. ist des Mordes an der 74-jährigen Erika R. angeklagt.
Der 47-Jährige war an diesem Samstagmorgen um 9 Uhr morgens von Polizeibeamten der Guardia Civil aus Campos ins Gerichtsgebäude nach Manacor eskortiert worden. Auf dem Weg zum Eingang, wo bereits Medienvertreter warteten, erschien der Tatverdächtige mit auf den Rücken gefesselten Händen und unverdecktem Gesicht, das er zu keiner Zeit zu verbergen suchte. Der Mann mit Spitzbart wirkte äußerlich ruhig und gelassen.
In den drei Tagen und Nächten, die er in der Haftzelle der Guardia Civil verbringen musste, hatte der Tatverdächtige den Ermittlern gegenüber keinerlei Erklärungen für das, was passiert war, abgeben wollten. Vor der Untersuchungsrichterin hingegen soll der Mann seine Version der Dinge dargelegt haben. Wie aus Justizkreisen verlautete, habe der Angeklagte die Tat zu keiner Zeit gestanden.
Die Bluttat hatte sich in den frühen Morgenstunden des Mittwochs in einem Wohnhaus in Ses Salines ereignet. Der Ort im Süden der Insel ist für seine relativ große Schweizer Gemeinschaft bekannt. Wie die Polizei mittlerweile ermittelt hat, kam Vitor Aníbal T.M. gegen 19 Uhr zu dem Haus. Er wohnte ungeachtet der Trennung nach wie bei seiner Ex-Partnerin und deren Mutter. Der Mann ging in die Küche, und als er den Kühlschrank öffnete, stellte er fest, dass kein Bier mehr da war. In diesem Moment wurde er wütend und beschuldigte seine Schwiegermutter, keine alkoholischen Getränke zu haben, was zu einem heftigen Streit zwischen den beiden führte.
Während der Konfrontation schlug Vítor Aníbal der Frau mehrmals auf den Kopf und sie fiel bewusstlos auf den Boden der Garage des Hauses. Die Schreie der 74-jährigen Schweizerin alarmierten die Nachbarn, die die Ortspolizei verständigten. Als die Beamten eintrafen, fanden sie das Opfer auf dem Boden in einer Blutlache und mit offenen Wunden am Kopf vor. Der mutmaßliche Mörder war noch im Haus und wurde sofort festgenommen. Das Haus wurde abgeriegelt und die Kriminalpolizei der Guardia Civil übernahm die Ermittlungen.
Unterdessen wird nun auch untersucht, ob die Polizei den einschlägig wegen Gewalttaten vorbestraften Mann im Vorfeld ausreichend überwacht hatte. Vitor Aníbal T.M. war unter anderem schon einmal zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Behörden hatten ihn zunächst als Hochrisiko-Täter eingestuft, nachdem seine Lebensgefährtin berichtet hatte, dass sie von ihm 22 Jahre lang misshandelt worden war, wie die spanische MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora“ unter Berufung auf Polizeiquellen am Samstag berichtete.
2023 wurde der Portugiese jedoch von einem Richter ohne Auflagen freigelassen, und von diesem Moment an sank die Einstufung seines Risikoniveaus von hoch auf mittel. Unabhängig davon statteten die Polizeibeamten der Ex-Frau des Mannes jeden Monat Besuche ab, um zu sehen, wie es ihr ging. Auch meldeten sie sich telefonisch bei ihr, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung sei. Die Frau und der Mann hatten sich zwar getrennt, wohnten aber weiterhin im selben Haus.