Es war einmal ein flehentlicher Wunsch: Wie wäre es, wenn die Flusspferddame Rita, die seit einem Jahr im Safari-Zoo von Sa Coma bei Cala Millor auf Mallorca lebt, männliche Gesellschaft bekäme? Gedacht, getan ... Am 10. Oktober gelangte Ede auf die Insel. Der jüngst 29 Jahre alt gewordene Flusspferd-Bulle war vor einigen Wochen im heimatlichen Berlin von Hilfskräften des dortigen Zoos in einen Container verfrachtet und von dort in einem Lkw nach Barcelona gebracht worden. Dort ging es auf der Fähre zum neuen Lebensumfeld des Riesentiers.
Und hier liegt Ede nun, frisst gut und schläft fast noch besser. Und seine deutlich kleinere, fast gleichaltrige zukünftige Kopulierpartnerin verlustiert sich derweil in einem eigenen Teich im angrenzenden Gehege. Der bereits mehrfach in seinem Leben mit Flusspferddamen intim gewordene und im Zoo-Business als äußerst zeugungskräftig geltende Bulle soll mit Nachdruck hinbekommen, dass die dem Tierpark von Barcelona abgekaufte Rita erstmals überhaupt trächtig wird.
Momentan lebt man noch nebeneinander. "Wenn sie das Tierarztauto mit den Zebrastreifen sieht, eilt sie immer zum Zaun und macht das Maul auf, weil sie fressen will", weiß Ariana Parra, die in dem im fernen Jahr 1969 gegründeten Zoo mit den Intimitäten der Flusspferde – den einzigen auf dem gesamten Balearen-Archipel – bestens vertraut ist und den MM-Emissär mit dem Gefährt durch das Areal schleust. Es sei im Allgemeinen ein diffiziler Vorgang, die Dickhäuter aneinander zu gewöhnen. "Deswegen haben wir Algen mit dem Geruch von Rita in den Teich von Ede gestreut", so Parra. So könne die deutsche Kreatur langsam, aber sicher auf den Geschmack kommen. Irgendwann, wenn man den entscheidenden Moment kommen sehe, werde man die beiden in einem größeren Gehege zusammenbringen, auf dass dann endlich echte Mallorca-Flusspferde gezeugt werden.
So treuherzig-sanft die Insel-Flusspferde dreinblicken, so unberechenbar sind sie. "Nähere dich bloß nicht zu sehr, man weiß bei denen nie", sagt Parra. Aktenkundig ist, dass die in Afrika freilebenden kurzbeinigen Dickhäuter, die blitzschnell rennen können, so manch einen Löwen auf dem Gewissen haben. Und wenn sie ihren Nachwuchs bedroht sehen, können sie noch aggressiver als ohnehin schon werden und mit ihren riesigen Zähnen kräftig zubeißen.
Die "hipopótamos" sind nur eine der Hauptattraktionen des Safari-Zoos. Es gibt derer noch mehr, wie etwa die vor bereits fast 50 Jahren in einem Zirkus geborene Elefantendame Daisy, Flamingos, Zebras, Schlangen und vier Klammeraffen, von denen einer vor nicht allzu langer Zeit wundersamerweise von der äußerst gefährlichen Krankheit Tetanus geheilt wurde. Hinzu kommt ein Löwenpärchen, das sich oft nicht ausstehen kann, was mitunter darin gipfelt, dass das Weibchen ihren Partner in die Innenräume des Geheges verbannt. Dies hat zur Folge, dass der Löwenmann mit ärgerlich klingendem Fauchen reagiert, aber sich ansonsten nicht mit dem Weibchen anlegt.
Weitere große Attraktionen sollen im Safari-Zoo schon bald folgen: "Wir wollen unsere Nashörner um vier Exemplare aufstocken", sagt Tierexpertin Ariana Parra. Außerdem wolle man ein Pantherpärchen aus dem Zoo von Madrid erwerben und dieses in einem neugestalteten, tropisch grünen Areal samt rauschendem Wasserfall unterbringen. Gitter werde es nicht mehr geben, dafür Scheiben.
Überhaupt wolle man im Zoo in Zukunft vieles anders machen: "Wir möchten im Rahmen des Cites-Artenschutzübereinkommens verletzte und kranke Tiere aufnehmen und gesundpflegen", so Ariana Parra. Dafür werde es allerlei Umbauten geben, wozu eine große neue Voliere gehören soll.
Der Safari-Zoo befindet sich in der Nähe vom Abzweig nach Sa Coma an der Landstraße zwischen Cala Millor und Porto Cristo am Kilometer 5. Öffnungszeiten im Winter sind täglich 10 bis 16 Uhr. Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene zahlen 19 Euro, Kinder ab 3 Jahren 12 Euro. Der Zoo verfügt über ein zugähnliches Gefährt, das die Besucher durch die Anlage bringt.