Die Bestände an Haien und Rochen in den Gewässern rund um die Balearen sind alarmierend gefährdet. Mit dieser Ansicht trat am Donnerstag der bei der Landesregierung für Fischfang verantwortliche Generaldirektor Antoni Grau an die Öffentlichkeit. Demnach ging der Bestand dieser Arten im westlichen Mittelmeer seit Beginn des 20. Jahrhunderts um über 90 Prozent zurück. Grau stellte die Zahlen im Rahmen der Forums Jornades de Biodiversitat Marina vor, das von der Umweltstiftung Fundació Marilles organisiert wird.
Von den insgesamt 56 registrierten Haiarten in den Gewässern der Balearen gelten Studien zufolge 34 als bedroht. Darunter seien 17 Arten, die entweder vom Aussterben bedroht oder bereits nicht mehr anzutreffen seien, sagte Grau. Als Hauptursache für den "dramatischen Rückgang" machte Grau den Fischfang aus, der den großen Meeresräubern stark zusetze.
Auch der "traditionell schlechte Ruf", der den Haien vorauseile, sowie das mangelnde Interesse von Fischern und Wissenschaftlern in den vergangenen Jahrzehnten habe zur Dezimierung der gefürchteten Wirbeltiere beigetragen. Dennoch gebe es Lichtblicke: In den letzten Jahren, so der Generaldirektor im balearischen Landwirtschaft- und Agrarministerium, habe sich das Bewusstsein für den Schutz bedrohter Arten erhöht. Überdies sei die Zahl der am Fischfang beteiligten Flotten in den balearischen Gewässern seit 1986 um 75 Prozent zurückgegangen.
Um die Bestände langfristig zu sichern, haben die Behörden eine umfassende Strategie zum Schutz von Haien und Rochen entwickelt. Diese umfasst unter anderem restriktive Maßnahmen für die Fischerei, die Einführung neuer Mindestgrößen sowie spezielle Schulungen, in denen Fischer sensibilisiert werden sollen. Ein zentraler Bestandteil der Strategie, so Grau gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", sei zudem die Identifizierung von wichtigen Laichgebieten, für die temporäre Schonzeiten verhängt würden.
Fachliche Unterstützung holt sich die Politik laut dem Lokalblatt von Experten wie Agustí Torres von Shark Med und Biel Morey von Save the Med. Der Meeresbiologe Torres berichtete in seinem Beitrag von einem "innovativen Forschungsprojekt" zum Blauhai, das Unterwasseraufnahmen, Satellitenmarkierungen und Umwelt-DNA-Proben kombiniere. Daraus habe man schließen können, dass die Zahl tödlicher Zwischenfälle mit diesen Haien in den zurückliegenden Jahren deutlich abgenommen habe.
Sein Kollege Morey hingegen präsentierte neue Erkenntnisse über die stark gefährdete Teufelsrochen-Art Mobula mobular, die besonders durch Verschmutzung, Plastikmüll und Überfischung gefährdet sei. Global stufte Morey die Rochenbestände als gefährdeter ein als beispielsweise den Pandabären. "Die Lage ist sehr kritisch", schlussfolgerte Morey.