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Für gefährliches Pseudomedikament geworben: Balearenregierung verhängt 300.001 Euro Strafe

Verbotene Werbung für nicht zugelassenes Präparat als vermeintliches Heilmittel: Popsänger Miguel Bosé, Ex-Schuhdesigner Guillem Ferrer, Landwirt Josep Pàmies (v.l.) | Miquel Àngel Cañellas

| | Palma, Mallorca | |

Manche Dinge kommen bei den Behörden auf Mallorca gar nicht gut an. Zum Beispiel das giftige Natriumchlorit als angeblich zugelassenes Medikament für schwere Krankheiten wie Krebs, Multiple Sklerose oder der unheilbaren amyotrophen Lateralsklerose zu propagieren. Das hat für den Verein Dolça Revolució (Sanfte Revolution) teure Folgen. Das Gesundheitsministerium der Balearenregierung hat gegen die Organisation eine Strafe von 300.001 Euro verhängt. Begründung der Sanktion: Die Förderung der Verwendung von nicht zugelassenen Arzneimitteln für den Einsatz von schweren Krankheiten.

Dolça Revolució ist die Organisation eines katalanischen Alternativlandwirtes namens Josep Pàmies. Am 26. Juli dieses Jahres hatte der Verein im Restaurant Es Molí d'es Comte in Palma, eine Veranstaltung durchgeführt, auf der für ein Pseudopräparat mit Natriumchlorit die Werbetrommel gerührt wurde. Titel: „Meinungsfreiheit und Therapiefreiheit“.

Zusätzliche Brisanz: Auf dem Podium saßen neben Pàmies unter anderem der ehemalige Designer von Camper-Schuhen, Guillem Ferrer, und der Popstar Miguel Bosé auf dem Podium. Der singende Sondergast hat sich in den sozialen Netzwerken als Covid-Leugner und Impfgegner hervorgetan. Unter anderem verbreitete die Verschwörungstheorie, die Bill Gates mit Mikrochips in Verbindung bringt, die den Menschen angeblich per Impfung eingesetzt werden, worin der Popsänger einen „makaberen Plan zur Erringung der Weltherrschaft“ sieht.

Dumm für die Veranstalter: Im Publikum saßen auch inkognito zwei Inspektorinnen des balearischen Gesundheitsministeriums, nachdem die Organisatoren bereits zuvor darüber informiert worden waren, dass auf der Veranstaltung keine Arzneimittel, Therapien oder Produkte beworben werden durften, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. „Obwohl diese Art von Veranstaltungen privater Natur sind, untergräbt die Pseudotherapie die Sicherheit der Menschen, indem sie angebliche Techniken oder Therapien fördert, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und in vielen Fällen sogar gefährlich sind“, zitierte die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” die balearische Gesundheitsministerin Manuela García Romero.

Die Conselleria de Salut hat die Geldstrafe dem Verein bereits vor zwei Wochen per Telematik übermittelt und ihm eine Einspruchsfrist von fünfzehn Tagen eingeräumt. Wie die Behörde bestätigt, „haben sie den Sanktionsvorschlag noch nicht einmal geöffnet, was aber nichts daran ändert, dass er bereits verwaltungsmäßig mitgeteilt wurde“.

Gestern hat das Balearenministerium ein weiteres Schreiben an Dolça Revolució gesandt, in dem sie über die drohende Sanktion informiert und die Frist zur Beantwortung um weitere fünfzehn Tage verlängert. Dann ist entweder die Zahlung fällig, oder der Verein muss vor Gericht ziehen.

Bereits im Aprils dieses Jahres hatte die katalanische Regierung gegen den Verein und seinen Gründer Pàmies von der zu zwei Strafen in Höhe von 600.000 Euro verhängt. Grund: Die Förderung von und Werbung für Natriumclorit als Heilmittel.

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