In den letzten Tagen sind erneut fünf Boote mit insgesamt 104 Migranten aus afrikanischen Ländern auf den Balearen angekommen, darunter auch auf Mallorca. Wie die Regierungsdelegation in Palma mitteilte, befinden sich alle Geflüchteten in guter Verfassung. Einige von ihnen wurden am Montagmorgen an Palmas Westkai, dem Dique del Oeste, an Land gebracht, wo sie der Justiz übergeben wurden.
Laut der spanischsprachigen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora ist zu erwarten, dass in den kommenden Stunden und Tagen weitere Flüchtlingsboote auf den Inseln eintreffen. Seit Anfang November sind bereits über 600 Migranten in 40 Booten auf den Balearen angekommen. Catalina Cirer, die Ministerin für Familien und Sozialleistungen der Balearen, erklärte, dass die Inselgruppe am Sonntag wohl der erste Ort in Spanien war, an dem mehr Bootsflüchtlinge anlandeten als auf den Kanaren. „Es scheint, als wären wir gestern das erste Mal in der Geschichte Spaniens der Ort gewesen, an dem landesweit die meisten Migranten auf unseren Inseln ankamen“, sagte sie.
Das erste Boot erreichte Formentera gegen 2.20 Uhr, mit 18 Migranten an Bord. Sie wurden von der Guardia Civil aufgegriffen. Etwa zwei Stunden später, um 4.05 Uhr, stieß die spanische Seenotrettung auf ein weiteres Boot rund 30 Meilen südlich von Formentera, das 19 Personen aus den Maghreb-Staaten beförderte. Gegen 5.30 Uhr konnte die Guardia Civil im Westen von Ibiza zehn weitere Migranten anhalten, darunter fünf aus Nordafrika und fünf aus den Sahel-Sahara-Staaten.
Am Vormittag, gegen 9 Uhr, erreichte ein weiteres Flüchtlingsboot Formentera, das 12 Nordafrikaner an Bord hatte. Kurz darauf, um 9.15 Uhr, rettete die spanische Seenotrettung 27 weitere Geflüchtete vor der kleinen Insel Cabrera, südlich von Mallorca. Auch in den Tagen zuvor, am Sonntagabend um 20.32 Uhr, war die spanische Seenotrettung aktiv, als sie 18 Migranten eine Meile südlich von Cabrera auffing.
Die Balearen erleben derzeit einen beispiellosen "Migrationsdruck". Experten betonen, dass das Problem nur durch eine enge Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern der Migranten, insbesondere den Maghreb-Staaten, langfristig gelöst werden kann. Doch die diplomatischen Spannungen zwischen Spanien und Algerien könnten eine schnelle Lösung erschweren. Sollte sich die Lage nicht bald entspannen, könnte die algerische Route im Mittelmeer zum neuen Hauptschauplatz der Migration werden – mit weitreichenden Konsequenzen für die Balearen.