Es gibt Orte auf Mallorca, die für sich allein mehr Dramatik bieten als eine Staffel "Game of Thrones". Die Burgruine von Alaró gehört definitiv dazu. Nicht nur, weil sie majestätisch auf einem 400 Meter hohen Felsen thront und Touristen mit ihren spektakulären Aussichten in Scharen anlockt. Nein, auch das unterhalb gelegene Restaurant Es Verger hat sich mit seinen legendären Lammkeulen einen Namen gemacht. Doch hinter den Kulissen tobt ein Kleinkrieg, der wohl jeden Drehbuchautor vor Neid erblassen lässt: Die Familie Ordinas, Besitzer des Grundstücks, liegt seit Jahren im Dauerstreit mit dem Inselrat und der Gemeindeverwaltung von Alaró. Thema: Wer darf hier eigentlich was?
Neuester Höhepunkt im Zoff: Die Ordinas wollen Zäune ziehen. Ein halber Meter Pfad soll für die Pilger zur Burgkapelle und der direkt nebenan liegenden Herberge übrig bleiben – großzügig bemessen, wie der Anwalt der Familie, Miguel Ángel Ordinas, gegenüber der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora vor kurzem betonte. Doch von dort bis zur von Ausflüglern ebenfalls beliebten Höhle von Sant Antoni wäre definitiv Schluss. „Wir haben 600.000 Quadratmeter, die uns gehören. Die 3000 Quadratmeter, die die Kirche meinem Großvater gestohlen hat, nicht eingerechnet“, sagt Ordinas und spart dabei nicht mit Vorwürfen gegen den Bürgermeister und den Inselratspräsidenten. Von „Arroganz und Überheblichkeit“ ist die Rede, von „Angriffen auf das Anwesen“. Da fehlt eigentlich nur noch die Forderung nach einem mittelalterlichen Duell.
Doch es bleibt nicht bei Zäunen. Es geht auch um Wasser. Genauer gesagt um ein geplantes öffentliches Wasser-Depot für die Burgherberge, und für die Familie ein Dorn im Auge. Ein Gericht habe schon 1997 klargestellt, dass er geplante Standort für das Depot auf ihrem Grundstück liege, behauptet Ordinas.
Bürgermeister Llorenç Perelló bleibt unterdessen kühl. Die Anträge der Familie zur Umzäunung seien im Rathaus eingegangen, räumt er ein. Allerdings: „Ohne konkrete, vom Inselrat freigegebene Pläne läuft hier gar nichts.“ Es brauche Genehmigungen von Umweltschutzbehörden, Feuerwehren und sogar von der zuständigen Stelle für den von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärten Trockenstein-Fernwanderweg Ruta de la Pedra en Sec, der über das gesamte Westgebirge Mallorcas, der Tramuntana, verläuft, einschließlich entlang der Burg von Alaró. Kurzum: Die Ordinas können ihre Zäune vorerst vergessen.
Die Gemeinde ließ zudem durchblicken, dass auf dem Grundstück von Es Verger schon länger nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Eine Luftbildaufnahme aus dem Jahr 2006 zeige, dass die Familie offenbar im Restaurant angebaut hat – ohne Genehmigung. Auch hier droht Ärger, und das Baudezernat im Inselrat habe bereits ein Auge auf die Sache geworfen.
Während also die Gemeinde und die Familie Ordinas weiter um Eigentumsrechte, Zugänge und Wasser streiten, bleibt die Burg von Alaró für die Öffentlichkeit – vorerst – zugänglich. Bleibt abzuwarten, ob die Zäune tatsächlich gezogen werden oder ob dieser Rechtsstreit noch länger dauert als eine Wanderung zum Gipfel. Sicher ist nur: Das Drama um Alarós Burg bietet genug Stoff für viele weitere Episoden.