Der ungewöhnliche Streit um eine vermeintlich „besetzte“ Wohnung in der Innenstadt von Palma de Mallorca erreicht die nächste Eskalationsstufe: Die Eigentümerin Noemí Rotger, eine ehemalige Managerin des Modekonzerns Inditex, wurde jetzt von der mutmaßlichen Besetzerin wegen Belästigung angezeigt. Der Fall erregte national und international Aufmerksamkeit, nachdem Rotger während des Dreikönigsumzugs auf Mallorca mit einem „Zu verkaufen“-Schild öffentlich für die Wohnung warb – eine Aktion, die eine breite mediale Resonanz auslöste.
Die Besetzerin behauptet, die Wohnung seit September 2022 mit einem Mietvertrag zu nutzen, und erstattete deshalb Anzeige bei der Polizei. Ihren Angaben zufolge lebt sie dort offiziell mit ihren drei minderjährigen Töchtern, und eine Verwandte der Eigentümerin habe sie mit dem Mietvertrag ausgestattet. Dennoch, wie die spanischsprachige MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora“ berichtet, läuft gegen die Frau ein Verfahren vor dem Amtsgericht Palma wegen des Verdachts der widerrechtlichen Besetzung.
Streit eskalierte am 5. Januar
Die Situation eskalierte am 5. Januar, als Rotger mit einem großen Schild durch die Straßen zog, auf dem sie ihre angeblich „besetzte“ Wohnung für 138.000 Euro zum Verkauf anbot – offenbar auch, weil sie gerne zu ihrer Familie nach China ziehen und vorher die Wohnung "loswerden" möchte. „Ich wohne hier mit meinen Töchtern, und plötzlich sehe ich die Eigentümerin öffentlich ankündigen, dass sie die Wohnung verkaufen will“, erklärte die Besetzerin. Die Aktion sorgte nicht nur lokal, sondern auch national für Schlagzeilen.
Während der Dreikönigsparade äußerte sich Rotger gegenüber Journalisten offen: Sie wolle die Wohnung verkaufen, da sie „von Besetzern bewohnt“ werde. Am folgenden Tag versammelten sich zahlreiche Reporter und Fernsehteams vor der Wohnung, um über den Fall zu berichten. Auch in den darauffolgenden Tagen blieb das Medieninteresse groß.
In ihrer Anzeige schildert die Besetzerin nun, dass die intensive Berichterstattung in Fernsehen und Presse für sie und ihre Töchter äußerst belastend sei. „Die Vorstellung, dass wir in den Medien als Besetzer dargestellt werden, hat bei mir und meinen Kindern massive Angstzustände ausgelöst“, erklärte sie. Außerdem gab die Frau an, von einer Person kontaktiert worden zu sein, die sich als „Joan“ vorstellte und ihr eine finanzielle Entschädigung anbot, falls sie bereit wäre, die Wohnung zu räumen. „Ich habe Angst, auf die Straße zu gehen“, fügte sie abschließend hinzu.