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Massifizierung in Mallorcas Orangental: Neues Bauprojekt bringt Bürger auf die Palme

Künftig könnte ein Gehweg über den großen Sturzbach Torrent Major führen und den Weg ins Ortszentrum für Fußgänger vereinfachen. Die Menschen sind außer sich

Die Bachläufe beim Bahnhof von Sóller, wo die Bebauung des Dorfes in die Landschaft übergeht, wie hier am Camí de Sa Torrentera, sollen möglicherweise Fußgängerbrücken erhalten. | Lluc García

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Seit der Tourismus auf Mallorca und somit auch im idyllischen Tal von Sóller teils dramatische Formen von Massifizierung angenommen hat, sorgt nun ein neues Projekt in dem Dorf für Unmut. Künftig könnte ein Gehweg über den großen Sturzbach Torrent Major führen und den Weg ins Ortszentrum für Fußgänger vereinfachen. Was zunächst nach einem sinnvollem Projekt klingt, stößt jedoch vor allem bei der Bürgerinitiative „SOS Sóller” auf Kritik.

Der Grund: Der Fußweg soll direkt duch geschützte Naturzonen führen und somit die Ruhe der dortigen Flora und Fauna gefährden. Es handelt sich um Fußwege unterhalb des Bahnhofs von Sóller, am Ufer des Sturzbachs, vorbei an Grünzonen und Gärten. Auf diese Weise würde man dann etwa von der zentralen Plaza España zu Fuß leichter und schneller über die teils sehr schmalen Sträßchen wie dem Camí de Vives und El Fossaret bis zur Schule Ses Marjades gelangen. Um diese Route für Fußgänger begehbar zu machen, müsste eine marode Brücke am Torrent Major, die aufgrund ihres Zustands schon lange gesperrt ist, durch zwei neue Übergänge ersetzt werden.

Die Bürgerinitiative befürchtet, dass diese bislang kaum genutzen Wege während der Tourismussaison mit Reisegruppen und Menschenmassen geflutet werden könnten. Dann würde es mit der Beschaulichkeit in den stillen Winkeln bald vorbei sein.

Das Bürgerbündnis SOS Sóller, das den Kernort des Orangentals von „Overtourism” bedroht sieht, war in der vergangenen Saison bereits mit diversen Aktionen in Erscheinung getreten. So hatten die Aktivisten beispielsweise große Transparente mit ihrem „Hilfe!-Slogan” an den Zufahrtsstraßen angebracht, um gegen die von Autos verstopften Infrastrukturen sowie die teils prekäre Situation der Bewohner zu protestieren. Diese leiden, so die Bürgerinitiative, vor allem unter überteuertem und knappen Wohnraum, fehlenden Parkplätzen und überfüllten Transportmitteln.

Eine weitere Plattform, die sich die Bewahrung des alten Versorgungsnetzes mit Fließwasser auf die Fahnen geschrieben hat, steht dem Projekt ebenfalls kritisch gegenüber. In Sóller wurden früher Felder, Gärten und auch die Landhäuser über teils winzige, offene Wasserkanäle mit dem kostbaren Nass versorgt. Die Verteidiger der traditionellen Wasserleitungen befürchten nun, dass die altertümlichen Infrastrukturen längs der Sturzbäche und Kanäle beschädigt werden könnten. Dies könnte dann bei Starkregen durchaus zu Überschwemmungen führen.

Der Verkehrsdezernent von Sóller, Josep Porcal, zeigt indes wenig Verständnis für die Einwände. Vielmehr sei es das Ziel, wie er gegenüber der spanischen MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” sagte, eine sichere Überquerung des Sturzbachs zu schaffen, die den Anwohnern zugute kommen soll. Die umliegende Natur sowie die Wasserläufe, die die Bachbetten der Torrents Majors und Gros durchfließen, sollen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Porcal verwies darauf, dass die Zone ohnehin schon seit Jahren nicht mehr für die Wasserversorgung zum Einsatz kommt. Weiter sei geplant, noch in dieser Legislaturperiode eine Brüstung des Bachbettes auszubessern.

Die endgültige Entscheidung über das Bauprojekt liegt allerdings nicht in Porcals Hand, sondern beim zuständigen Wasseramt. Die Kosten für den Bau des neuen Fußgänger-Übergangs sind mit rund 250.000 Euro veranschlagt. Es bleibt abzuwarten, ob das Vorhaben sich tatsächlich umsetzten lässt.

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