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Wie sehr muss Mallorca eine Eskalation in Trumps Zollstreit fürchten?

Der wiedergewählte US-Präsident kennt keine Tabus, und von internationalen Verträge hält er wenig. Wirtschaftsexperten schildern, was auf die Balearen zukommen könnte – und voraussichtlich wird.

Betreibt Handelspolitik mit dem rhetorischen Vorschlaghammer: US-Präsident Donald Trump. | Kent Nishimura

| | Palma, Mallorca |

Kaum im Amt, versucht der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump Handelsstreitigkeiten mit Freund und Feind vom Zaun zu brechen. In Gaza, Panama und auf Grönland fürchtet man überdies um Hoheitsrechte. Und auf den Balearen? Die ruppige Gangart der neuen US-Regierung könnte auch erhebliche Auswirkungen auf Europa und somit Mallorca haben.

Von der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" befragte Experten fürchten insbesondere von Trump angedrohte Strafzölle. In den Brüsseler Schubladen liegen angeblich bereits Pläne für etwaige Vergeltungsmaßnahmen. Noch sei es aber zu früh, um die Alarmglocken schrillen zu lassen, denn es "gibt auch Chancen für Verhandlungen".

Der Wirtschaftsprofessor der Balearen-Universität UIB, Pep Ignasi Aguiló, hält die Gefahr eines Handelskriegs durchaus für realistisch: „Eine eskalierender Handelskonflikt könnte wirtschaftliche Verwerfungen verursachen." Er zieht in diesem Zusammenhang einen Vergleich zum atomaren Säbelrasseln während des Kalten Krieges: Der wirtschaftliche Schaden auf beiden Seiten könnte derart zerstörerisch sein, dass selbst Trump davor zurückschrecke. In anderen Worten, erstmal abwarten.

Für Mallorca und die Nachbarinseln schätzt der mallorquinische Finanzexperte von Mercados de SDC Analistas, Luis García Langa, die direkten Auswirkungen eines Handelskonflikts für gering ein. „Die Region würde nur indirekt betroffen sein." Die Handelbeziehungen zwischen Palma und Washington beinhalteten zuvorderst Kunstobjekte. Der Anteil von Waren und Dienstleistungen, die von der Inselgruppe über den Atlantik exportiert würden, sei "verschwindend niedrig".

Indirekt hingegen könnte ein Zollkonflikt zwischen den USA und Europa die Balearen sehr wohl empfindlich treffen, so García Langa. Und zwar über den Umweg Deutschland, der europäischen Exportnation schlechthin. Vor dem Hintergrund, dass Gäste aus Alemania einen wesentlichen Beitrag zum balearischen BIP leisteten, "muss man nur eins und eins zusammenzählen".

Andersherum würden mögliche Preiserhöhungen, mit denen Brüssel auf US-Strafzölle reagieren würde, vor allem Importwaren amerikanischer Unternehmen wie Nike oder Coca-Cola betreffen, glaubt der Ökonom. Trump nutze die Zollpolitik vor allem als Druckmittel in internationalen Verhandlungen. Die USA weisen ein Handelsdefizit mit der Eurozone auf, das der US-Präsident auszugleichen versuche. Allerdings hätten in der Vergangenheit Bundesgerichte so manche Pläne abrupt gestoppt.

Die Experten auf Mallorca sind sich einig: Trumps stellenweise rohe Rhetorik sei oft "bewusst auf die Spitze getrieben", mit dem Ziel, eine bessere Verhandlungspositionen zu erreichen. Eine vollständige Eskalation halten sie derzeit für "eher unwahrscheinlich".

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