Die Balearen haben in den letzten 25 Jahren einen beispiellosen Wandel erlebt. Die Zahl der ausländischen Bewohner auf den Inseln ist von 32.102 im Jahr 1996 auf 222.017 im Jahr 2022 gestiegen. Das bedeutet einen Zuwachs von fast 200.000 Menschen – ein Anstieg, der weit über dem allgemeinen Bevölkerungswachstum liegt.
Während die Gesamtbevölkerung um 50 Prozent wuchs, explodierte die Zahl der ausländischen Einwohner um 600 Prozent. In manchen Gegenden sind die Veränderungen besonders drastisch: Auf Mallorca hat sich die ausländische Bevölkerung fast verachtfacht, auf Menorca versechsfacht. Auch kleinere Inseln wie Formentera haben eine massive Zunahme erlebt.
Von Luxus-Einwanderung zur Arbeitsmigration
Früher dominierten wohlhabende Residenten aus Deutschland und Großbritannien das Bild der ausländischen Gemeinschaft auf den Balearen. Die neuen Migranten kommen jedoch oft aus ganz anderen Regionen und mit anderen Absichten: Marokkaner stellen mittlerweile die größte Gruppe, dicht gefolgt von Südamerikanern. Viele von ihnen sind auf der Suche nach Arbeit und wirtschaftlicher Stabilität, nicht nach einer Ferienvilla am Meer.
Dadurch verlagert sich die Migration von den mondänen Küstenorten zunehmend ins Landesinnere, wo viele Neuankömmlinge in Palma oder kleineren Städten nach Wohnraum suchen. Palma ist dafür ein Paradebeispiel: Die Zahl der ausländischen Einwohner ist hier von 6000 auf über 60.000 gestiegen. Noch vor 25 Jahren konzentrierte sich die Migration auf exklusive Orte wie Calvià, Andratx oder Alcúdia. Heute sind auch ländlichere Gemeinden wie Llucmajor oder Muro betroffen, was die lokale Gesellschaft nachhaltig verändert.
Herausforderungen für Infrastruktur und Gesellschaft
Der enorme Bevölkerungszuwachs stellt die Balearen vor massive Herausforderungen. Wohnraum wird knapper, Mieten steigen und soziale Spannungen nehmen zu. Was einst als Ziel wohlhabender Touristen galt, ist längst ein Zuwanderungshotspot mit komplexen sozialen Dynamiken geworden. Viele Einheimische befürchten eine Verdrängung, während der Arbeitsmarkt unter der Konkurrenz von Niedriglohnkräften steht. Gleichzeitig profitieren Wirtschaft und Dienstleistungssektor von den neuen Arbeitskräften, insbesondere in Gastronomie und Baugewerbe. Die Infrastruktur der Inseln gerät zunehmend unter Druck, da Schulen, Krankenhäuser und Verkehrssysteme mit der rasanten Bevölkerungszunahme kaum Schritt halten können.