Der Diebstahl der zwölf Meter langen Segelyacht „Peregrin Tuk“ am vergangenen Sonntag aus dem Hafen von Can Pastilla sorgt unter Schiffseignern weiter für Fassungslosigkeit. Nicht nur, weil zwei offenbar betrunkene Obdachlose das Boot in aller Seelenruhe aus dem Hafen von Can Pastilla steuerten – sondern vor allem, weil sie dabei auf keinerlei Widerstand stießen.
„Sie haben das Boot regelrecht zerstört“, erklärte einer der Eigentümer der „Peregrin Tuk“ gegenüber der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora. Die Yacht, die einer Familie gehört, sei stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Die beiden Diebe haben sich an Bord volllaufen lassen und das ganze Boot vermüllt. Es sieht aus, als hätte ein Orkan durch das Unterdeck gefegt.“ Noch schwerer wiegt für die Familie jedoch das Gefühl der Unsicherheit.
Wie konnten zwei ortsbekannte Obdachlose am frühen Sonntagmorgen einfach so in den Yachtclub San Antonio de la Playa spazieren, an Bord gehen und das Boot starten? Die Überwachungskameras zeigen deutlich, wie die „Peregrin Tuk“ den Hafen verlässt. Erst Stunden später, orientierungslos und betrunken vor Cabrera, riefen die beiden Männer per Funk die Seenotrettung.
Yacht offenbar nicht abgeschlossen
Der Ablauf des Diebstahls wirft grundlegende Fragen auf. Nach bisherigen Erkenntnissen hatten die Täter freien Zugang zur Steganlage. Die Yacht war offenbar nicht abgeschlossen oder der Schlüssel leicht auffindbar – kein Einzelfall in kleineren Häfen. Ist der Dieselmotor einmal gestartet, lässt sich eine solche Segelyacht auch ohne große Erfahrung aus dem Hafenbecken manövrieren, einmal auf offener See ist es innerhalb von wenigen Stunden in internationalen Gewässern.
„Viele Eigner verlassen sich auf das Umfeld, auf die Nachbarn im Hafen – doch professionelle oder auch nur skrupellose Diebe brauchen oft nur Minuten, sich Zugang zum Unterdeck zu schaffen, in dem sie das Schot ohne viel Kraftaufwand zerstören. Anschließend schalten sie die Bordsicherungen unter anderem für die Zündung an, der Startschlüssel für den Motor liegt meist irgendwo in der Navigationsecke. Danach heißt es Leinen los und go!“, erklärt ein maritimer Sicherheitsexperte. Einmal auf See, sei ein Boot ohne Ortungssystem kaum mehr aufzuspüren.
Im Fall der „Peregrin Tuk“ waren es keine Profis, sondern zwei Männer mit Bierdurst und Abenteuerlust – doch der Schaden ist real. Die Besitzer fordern nun Konsequenzen: „Wie ist es möglich, dass erst ein Funkruf der Diebe selbst das Sicherheitssystem aktiviert?“ Die Kritik richtet sich direkt an den Yachtclub von Can Pastilla. Die Familie spricht von einem „Versagen der Sicherheitsstruktur“ und macht auf eine wachsende Zahl von Obdachlosen in der Umgebung aufmerksam. „Es gibt hier ganze Siedlungen“, heißt es. „Wir fühlen uns nicht mehr sicher, weder an Land noch auf dem Wasser.“
Die beiden Männer wurden noch am Sonntag festgenommen und am Montag einem Richter in Manacor vorgeführt. Der ordnete ihre Freilassung an. Die Familie dankte indes Kapitän Salas vom Seedienst der Guardia Civil für den professionellen Einsatz. Ihr Boot haben sie zurück – doch das Vertrauen ist verschwunden.