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Sixpacks, Kinder, Botifarrón: So grillen Einheimische auf Mallorca

Vollgepackt mit Fleisch, Bier und Campingstühlen verbringen viele spanischsprachige Insulaner ihre freien Tage auf den öffentlichen Grillplätzen Mallorcas. MM hat sich unter die Menschen begeben

Anders als bei Deutschen wird in vielen spanischsprachigen Ländern stundenlang gegrillt – und gechillt.Alle Fotos: my

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Bis obenhin ist der Kofferraum des Autos gefüllt, mit Campingstühlen, Decken, Kühlboxen, Einkaufstüten, aus denen Weißbrotstangen ragen, zwei Sixpacks Bier und dem Fahrrad des vierjährigen Kindes. Was fast schon an einen Umzug erinnert, sind die Vorbereitungen zu einem Ausflug auf einen öffentlichen Grillplatz Mallorcas.

Vor allem in ländlichen Bereichen gibt es die „Areas recreativas” mit Sitzbänken und Feuerstellen, inmitten von Nadelbäumen und umgeben von Feldern. Auf diesen verbringen viele Mallorquiner und Spanier ihre Wochenenden und Feiertage – wenn es zu heiß oder zu kalt ist, um an den Strand zu gehen, oder auch, wenn sich die Insel langsam mit Urlaubern zu füllen beginnt.

Die heilige Blutwurst

Sechs Erwachsene und fünf Kinder pilgern an diesem Samstag zur Ermita de Llubí, einer kleinen Kapelle außerhalb des Dorfes. Dort gibt es auch einen großen Spielplatz mit Sandkasten, in dem sich die Kinder gleich verlieren. Schon direkt nach der Ankunft um 11 Uhr hört man die ersten Kronkorken ploppen. Die Kleinen sind beschäftigt, während die Eltern eine Sitzbank reservieren und anfangen, das Essen anzurichten. Unmengen an Würsten, mariniertes Fleisch sowie Botifarrón, das mallorquinische Pendant zur Blutwurst, werden ausgepackt. Auch ein deutscher Marmorkuchen mischt sich dazu, den die Autorin als „Bizcocho de chocolate” verkauft.

Parallel dazu scharen sich schon mehrere Männer um die Grillstellen. Einer von ihnen ist Javi, der als Feuerwehrmann in Palma tätig ist. Zu wissen, dass wenigstens einer von ihnen sein Handwerk beherrscht, beruhigt alle Anwesenden. Wenige Minuten später hat er das Feuer entfacht und es brennt bis zur Abreise um 18 Uhr.

Denn im Gegensatz zu anderen Ländern dient das Grillen auf der Insel nicht nur der Nahrungsaufnahme. Den ganzen Tag über wird immer wieder Kohle dazugegeben, Fleisch und Würste auf den Rost gelegt, aber auch verschiedene Gemüsesorten zubereitet. Die Ausflügler haben dabei Ende April das letzte Wochenende erwischt, an dem man noch Grillen darf. Von Mai bis Oktober ist das nämlich wegen der erhöhten Waldbrandgefahr untersagt.

Die netten Argentinier

Ein Nachmittag auf einem solchen öffentlichen Grillplatz der Insel ist ein großes Miteinander. „Habt ihr ein scharfes Messer?”, hört man es von einer anderen Gruppe rufen. Die Kinder dürfen die Hunde von anderen argentinischen Besuchern streicheln. Und man achtet aufeinander: „Vorsicht, die Kleine hat sich einen Stein in den Mund gesteckt!”, schreit eine andere Mutter herüber.

Nach dem Essen werden Schafe und der leuchtend rote Klatschmohn auf den umliegenden Feldern bestaunt. An den Fleischresten erfreuen sich die Streunerkatzen. Als sich der Abend langsam über Llubí legt und ein frischer Wind aufzieht, wird zusammengeräumt und schon der nächste Grillplatz-Ausflug geplant. „Im Sommer machen wir dann ein Picknick.”

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