Auf Mallorca zeigt man im Sommer nicht nur Bein am Strand – sondern auch auf der Straße. Genauer gesagt: auf dem Armaturenbrett des Mietwagens. Besonders auf der Beifahrerseite scheint sich eine ganz eigene Yoga-Pose etabliert zu haben, die sich zwischen "Chill im Cockpit" und "Gleich knallt’s" bewegt. Nackte Füße, in perfekter Pediküre, räkeln sich stolz in Richtung Frontscheibe, während der Fiat 500 unter der mallorquinischen Mittagssonne dahinschnurrt. Es ist ein Instagram-Motiv, das vielen Influencern und Influencerinnen gefallen würde – der spanischen Verkehrspolizei hingegen gar nicht.
Denn was aussieht wie ein Stück mediterraner Lebenskunst, ist in Wirklichkeit ein gefährlicher Balanceakt zwischen modischer Sorglosigkeit und medizinischem Notfall. Die DGT, Spaniens oberste Verkehrsbehörde, nennt das Phänomen "U-Boot-Effekt" – was zwar spannend klingt, in der Realität aber bedeutet: Wer bei einem Unfall mit den Füßen auf dem Armaturenbrett sitzt, kann unter den Sicherheitsgurt rutschen und sich dabei fies verletzen. Intern spricht die Polizei angeblich schon von einer neuen Mallorca-Mutation der Spezies Tourist/in: Homo Pedis im Mietwagenh.
Von Sonnencreme bis Sonnenblende – alles kann ein Bußgeld sein
Doch wer glaubt, es treffe nur die entspannten Beifahrer/innen mit Strandkleid und Strohhut, irrt gewaltig. Spaniens Straßengesetze sind im Sommer ähnlich gnadenlos wie die Sonne in der Bucht von Alcúdia. Wer mit dem Handy in der Hand fährt? Zack, sechs Punkte weg. Wer sich beim Warten an der Ampel nachpudert? 200 Euro. Wer seiner Zigarette ein filmreifes Ende durch das Seitenfenster verpasst? 500 Euro und sechs Punkte – das teuerste Goodbye seit dem Brexit.
Und es geht noch weiter: Die romantische Hupe zur Begrüßung – 80 Euro. Nägelkauen im Stau – ebenfalls 80 Euro. Zärtlichkeiten auf dem Fahrersitz? Nicht süß, sondern sanktionswürdig. Willkommen auf Mallorca, wo die Guardia Civil nicht nur für Ordnung sorgt, sondern auch das letzte bisschen Sommerflirt reguliert. Wer dachte, Urlaub sei Erholung, hat offenbar die hiesigen Verkehrsregeln nicht gelesen.
Der Copilot als Sicherheitsrisiko – und als modisches Statement
Doch zurück zu den Füßen. Es sind oft weibliche Beifahrerinnen, die mit nackten Zehen und makellosen Knien gegen die Windschutzscheibe drücken. Vielleicht, weil es auf dem Armaturenbrett so schön warm ist. Vielleicht, weil es auf Instagram cool aussieht. Vielleicht auch einfach, weil der Gurt unbequem ist, wenn man sich wie eine Brigitte-Bardot-Reinkarnation in den Sitz fläzt. Die Gründe sind vielfältig – die Wirkung ist eindeutig: Im Falle eines Aufpralls wird aus dem Bein-Selfie ein Röntgenbild.
Die Strafe für das Ganze: 100 Euro. Bezahlt wird vom Fahrer, der in der Regel ohnehin schon genervt vom Mietwagenradio, der Suche nach der richtigen Ausfahrt und dem erotischen Anblick der Pediküre auf dem Beifahrersitz. Da hilft nur eins: klipp und klar vor dem Losfahren sagen – Füße runter, Darling. Oder wenigstens nach hinten. Oder in eine stylische Espadrille, wie es sich für eine stilbewusste Frau auf Mallorca gehört.
Fazit: Füße hoch – aber nur am Pool
Mallorca ist kein rechtsfreier Raum für sommerliche Bequemlichkeit. Wer also glaubt, dass im Mietwagen andere Regeln gelten als zu Hause, irrt. Barfuß auf dem Armaturenbrett sieht auf dem Urlaubsfoto vielleicht lässig aus, kostet aber im Zweifel mehr als die Sonnenbrille von Prada. Deshalb unser Tipp: Beine hoch ja – aber bitte erst, wenn Sie auf Ihrer Finca angekommen sind. Am besten mit einem gekühlten Rosé in der Hand und den Füßen da, wo sie hingehören: am Pool.