Die Stadt Palma zieht eine ebenso ungewöhnliche wie kreative Maßnahme auf Mallorca in Betracht, um der illegalen Bautätigkeit im Problemviertel Son Banya nahe dem Flughafen Einhalt zu gebieten: Auf zwei brachliegenden Grundstücken sollen künstliche Erdkrater entstehen – bis zu drei Meter tief, angelegt in einer Art Mondlandschaft im Schachbrettmuster. Ziel ist es, die Fläche so unzugänglich zu gestalten, dass dort keine provisorischen Verkaufsbuden für Drogen mehr errichtet werden können.
Der Vorschlag stammt vom städtischen Amt für Stadtentwicklung und befindet sich derzeit in der politischen Abstimmung. Sollte Bürgermeister Jaime Martínez grünes Licht geben, könnte das Vorhaben zügig umgesetzt werden – binnen eines Tages, so heißt es aus Verwaltungskreisen.
Klingt skurril, aber Hintergrund ist ernst
Was zunächst skurril anmutet, hat einen ernsten Hintergrund: Seit Monaten liefern sich die Stadtverwaltung und die in Son Banya agierenden Drogenclans ein Katz-und-Maus-Spiel. Immer wieder errichten die Gruppen in kürzester Zeit provisorische Verkaufsstellen, oft kunstvoll beleuchtet mit Neonröhren und LED-Lichtern. Besonders Aufsehen erregte kürzlich eine Hütte mit dem flackernden Leuchtschild "Las Vegas", die in den sozialen Netzwerken viral ging.
Die Reaktion der Stadt folgte prompt: In einer groß angelegten Aktion rückten Polizei, Verwaltungsbeamte und Bagger an, um sämtliche illegalen Bauten abzureißen. Doch der Widerstand ließ nicht lange auf sich warten – kaum verschwunden, wurden neue Konstruktionen hochgezogen. Die Botschaft der Clans: "Son Banya gehört uns."
Die nun angedachte "Mondlandschaft" soll diesem Kreislauf ein Ende setzen. Geplant ist ein massiver Erdwall entlang der Grundstücksgrenzen, ergänzt durch ein System künstlicher Krater, die das Aufstellen neuer Hütten erschweren oder idealerweise ganz verhindern sollen. Die Krater würden so angelegt, dass selbst mit schwerem Gerät ein Wiederaufbau logistisch aufwendig und damit leichter überwachbar wäre.
Der Hauptzugang zum Viertel bliebe offen, sodass die Bewohner weiterhin zu ihren Häusern gelangen können. Doch der Straßenverkauf außerhalb der Gebäude – bisher eine gängige Praxis zur Abschirmung vor Polizeiaktionen – würde unterbunden.
Was nüchtern nach Städtebau klingt, könnte sich in der Realität als psychologisch wie praktisch wirksame Maßnahme erweisen. Und es zeigt, mit welchen – teils unkonventionellen – Mitteln die Stadt gegen eine Parallelwelt ankämpft, die sich bislang kaum beeindrucken ließ.