Sie versuchen es mit sämtlichen Mitteln, doch selbst die spanische Flagge brachte den Narcos auf Mallorca kein Glück. In weniger als einer Minute machte am Montag ein städtischer Kran eine illegal errichtete Hütte im Parmesaner Vorort Son Banya dem Erdboden gleich. Da half auch der rot-gelb-rote Anstrich nicht. Die Clans hatten offenbar gehofft, die Polizei würde den Holzverschlag aus patriotischer Nachsicht verschonen, mutmaßte die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".
Die in dem slumartigen Vorort ansässigen Roma-Clans beklagten gegenüber den Medien das Vorgehen der Stadtverwaltung Palma. Sie kritisierten, dass diese "nichts respektiere, nicht einmal die spanische Flagge". Im Rathaus Palma gab man sich indessen unbeeindruckt und verwies darauf, dass die "illegale Konstruktion" zum Verkauf von Drogen genutzt worden sei. Damit ereilte der "spanische Pavillon" dasselbe Schicksal wie ähnliche über Nacht hochgezogene Konstruktionen zuvor.
Den Behörden zufolge beinhaltete der 45 Quadratmeter große Verschlag zwei im hinteren Bereich zwei kleinere Hütten. Die Polizei riegelte mit Dutzenden Beamten das Gelände während der Abrissaktion weiträumig ab. Zuvor hätten Kriminaltechniker das Innere nach Fingerabdrücken abgesucht, hieß es weiter. Diese sollen mit vorhandenen Datensätzen abgeglichen werden, um polizeibekannte Konsumenten zu identifizieren.
Der Konflikt zwischen der Stadtverwaltung und den Drogenclans in Son Banya erreichte am Montag eine neue Eskalationsstufe. Palmas Bürgermeister Jaime Martínez (Volkspartei PP) verfolgt seit Monaten eine Null-Toleranz-Politik gegenüber illegalen Bauaktivitäten. "Jede Konstruktion, die sie errichten, werden wir innerhalb weniger Tage abreißen. Wenn sie die Botschaft nicht verstehen, ist das ihr Problem", kommentierte die Einsatzleitung der örtlichen Polizei die Aktion.
Beobachtern zufolge zeigt die harte Linie bereits Wirkung: Mindestens ein Drogenclan soll seinen Standort bereits ins Stadtviertel Son Gotleu verlegt haben, das ebenfalls als Drogenhochburg gilt. Gleichzeitig gehen sie davon aus, dass sich der Konflikt zwischen Stadt und Drogenhändlern noch länger hinziehen werde.