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Echt mallorquinisch: Wie ein junger Kunsthandwerker in dritter Generation traditionelle Schaukelstühle baut

Bei seiner Arbeit inspiriert Josep "Pep" Gelabert die mehr als 75 Jahre lange Geschichte seiner Vorfahren. Vom Zuschnitt über die Montage bis hin zum Beziehen macht er alles selbst

An einem Schaukelstuhl arbeitet Josep "Pep" Gelabert etwa eineinhalb Tage lang | Foto: gwo

| Manacor, Mallorca |

Josep "Pep" Gelabert baut Schaukelstühle. Anderthalb Tage braucht der junge Mann, geboren 1984 in Manacor auf Mallorca, für eine seiner Kreationen. Das Besondere an Gelaberts Arbeit ist, dass er vom rohen Holz bis zum fertigen Stuhl alle Arbeitsschritte selbst ausführt: Der Zuschnitt für die Struktur des Möbels, dessen Behandlung, die Montage bis hin zum Beziehen der Lehne mit dem traditionellen mallorquinischen "Flammenstoff" "Tela de Llengües".

Gelabert, ein engagierter Geist, führt die Werkstatt "Balancins Gelabert" in seiner Heimatstadt Manacor in dritter Generation. Schon sein Großvater und sein Vater bauten die entspannenden Sitzgelegenheiten, der Familienbetrieb existiert seit mehr als 75 Jahren. Gelaberts Vater brachte ihm bei, den Holzrahmen zu bauen, von seiner Mutter erbte er die Kenntnisse im Beziehen der Lehne. Seit fünf Jahren ist Gelabert für "Balancins Gelabert" verantwortlich.

Eine repräsentative Auswahl der Textilzulieferer von "Balancins Gelabert" aus (v.l.n.r.) Santa María, Lloseta und Pollença.

Ein Stuhl von Gelabert kostet fast 300 Euro, wobei der Preis je nach Fabrikat variiert, da Gelabert persönliche Kundenwünsche entgegennimmt. Diese umfassen beispielsweise die Breite der Sitzfläche. Außerdem ist Gelabert in der Lage, die Holzelemente der Stühle zu verzieren.

"Um einen meiner Schaukelstühle zu kaufen, ist es ideal, in meine Werkstatt zu kommen", sagt Gelabert, dessen Reich sich in der Straße Bonjesús 56 in der Nähe des Bahnhofes von Manacor befindet. Gegen Vorkasse führt Gelabert auch Fernbestellungen per Telefon, übers Internet oder per Social Media aus. In diesem Fall kann der "Manacorí" innerhalb von zehn Tagen produzieren.

Gelabert bezieht seine Stoffe von allen drei verbliebenen Textilunternehmen auf Mallorca. In Erinnerung blieb ihm eine Anekdote, bei der er eine Lehne mit einem Stoff bezog, auf den eine Dame davor ein Kunstwerk gemalt hatte. Das Holz von Gelaberts Schaukelstühlen stammt aus französischer Buche, die er wegen ihrer Festigkeit und ihres Gewichts schätzt.

An den Wänden warten die in Reih' und Glied angeordneten Werkzeuge darauf, von Gelabert eingesetzt zu werden.

Ein Verkaufsargument, das Gelabert hervorhebt, ist jenes der Nachhaltigkeit: Die Lebensdauer des Holzrahmens gibt Gelabert mit 70 Jahren an, die des Stoffbezugs mit 20 Jahren. "Ich restauriere Modelle, die mein Vater herstellte", sagt Gelabert. Darüber hinaus sind alle Bestandteile seiner Werke organisch, angefangen beim Holz bis hin zum Leinen und der Baumwolle der Bezüge.

In Gelaberts rustikaler Werkstatt, an dessen einer Längswand sich Holzrahmen bis an die Decke stapeln, stehen vier Maschinen, die fast alle schon Gelaberts Großvater benutzte. Der Rest der Arbeit entspringt Gelaberts Händen. Er sagt: "Ich habe immer diese Nostalgie gespürt, das Kunsthandwerk am Leben zu erhalten, deswegen arbeite ich auf die gleiche Art und Weise, wie es mein Großvater tat." Gelabert erzählt, dass er an den Kunsthandwerker-Treffen des Inselrates teilnimmt. Der 40-Jährige brennt für seine Zunft und sagt: "Indem ich in dieser Werkstatt Schaukelstühle baue, führe ich die Wurzeln meiner Familie fort."

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