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Parkplatzstreit an Traumbucht: Mallorca-Gemeinde enteignet Grundstückseigentümer

Weil keine Einigung gefunden wurde, greift man an der Cala Agulla im Nordosten der Insel zu drastischen Mitteln – Provisorische Lösung für diesen Sommer sorgt für Kritik

Die Cala Agulla zählt zu den beliebtesten Badebuchten im Nordosten Mallorcas. Das Problem: Wo kann ich dort parken? | Foto: Archiv UH

| | Mallorca |

Wer in diesem Sommer die Cala Agulla in Cala Rajada ansteuert, braucht Geduld – und gutes Schuhwerk. Denn auf dem Weg zu einer der beliebtesten Badebuchten im Osten Mallorcas fehlt es an etwas, das in der Hochsaison fast wertvoller ist als ein Liegeplatz am Strand: Parkplätze. Die Gemeinde Capdepera will das ändern – notfalls auch mit juristischen Mitteln. Nachdem keine Einigung mit dem Eigentümer eines strategisch gelegenen Grundstücks erzielt werden konnte, hat die Stadtverwaltung nun die Zwangsenteignung eingeleitet.

Konkret geht es um ein Grundstück im Gemeindegebiet, das in Zukunft den offiziellen Parkplatz für Cala Agulla beherbergen soll. Bereits Anfang 2023 hatte das balearische Parlament den Bau als "von öffentlichem Interesse" eingestuft – eine Voraussetzung, um Maßnahmen wie Enteignungen rechtlich abzusichern. Der neue Parkplatz soll außerhalb des geschützten Naturparks Llevant entstehen. Doch in Betrieb gehen wird er frühestens im kommenden Jahr.

Provisorium mit Problemen

Nachdem der bisherige Parkplatz im Februar geschlossen wurde – dieser war jahrzehntelang ohne rechtliche Grundlage in Betrieb – herrscht in Cala Agulla akuter Platzmangel für Pkw. Um den Ansturm der Urlauber dennoch irgendwie zu bewältigen, hat die Gemeinde ein Ausweichgelände freigegeben: ein ehemaliger Steinbruch, heute von Kiefern umgeben und mit Spielplatz und Skatepark ausgestattet. Tagsüber zwischen 7 und 22 Uhr soll dort nun geparkt werden dürfen – etwa zehn Gehminuten vom Strand entfernt.

Dieser ehemalige Steinbruch soll als provisorischer Parkplatz herhalten. Er ist 10 Gehminuten von der Bucht entfernt.

Doch diese Lösung gefällt nicht allen. Die Oppositionspartei PSOE kritisiert unter anderem die fehlende Notfallplanung. "Der Parkplatz hat nur eine einzige Ein- und Ausfahrt – wenn unten etwas passiert, wird das schnell gefährlich", warnt die Partei. Auch der Weg zum Strand sei nicht für alle zumutbar: Familien mit kleinen Kindern oder ältere Menschen würden bei 35 Grad im Schatten kaum zehn Minuten zu Fuß laufen wollen.

Parkplätze – aber nicht am Strand

Der für Stadtplanung zuständige Stadtrat Paulí Faba betont, dass die Gemeinde weitere Maßnahmen getroffen habe: Durch eine Verkehrsreform im nahen Cala Rajada seien zusätzliche 90 Stellplätze geschaffen worden. Das langfristige Ziel sei klar – Cala Agulla soll vom Individualverkehr weitgehend entlastet und besser reguliert werden.

Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Für Urlauber bedeutet es in diesem Sommer vor allem: Wer mit dem Auto kommt, sollte mehr Zeit einplanen – und sich auf einen kleinen Fußmarsch einstellen. Auch wenn die Aussicht auf türkisblaues Wasser am Ende des Weges wohl für vieles entschädigt.

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