Für Halter von älteren Autos wird es in Mallorcas Inselhauptstadt Palma langsam eng: Ab 1. Juli will die Stadtverwaltung mit dem Verhängen von Bußgeldern in jenen Bereichen starten, die ausschließlich schadstoffarmen Vehikeln vorbehalten sind. Wer künftig mit einem nicht zugelassenen Fahrzeug in die ZBE-Umweltzone (zona de bajas emisiones) fährt, muss mit einem Bußgeld von 200 Euro rechnen.
Bislang hatte die Stadtverwaltung eine Schonfrist gewährt und lediglich Informationszettel ausgehändigt. Nach Informationen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" endet diese Kulanz nun – obwohl der Stadtrat erst vor wenigen Wochen beschlossen hatte, die Schonfrist bis Jahresende zu verlängern. Den damaligen Antrag hatte die rechtspopulistische Partei Vox gestellt, die eine komplette Abschaffung der Verordnung gefordert hatte. Unterstützung erhielt sie dabei von der konservativen Volkspartei PP.
Mobilitätsstadtrat Antonio Deudero (PP) begründete den überraschenden Kurswechsel mit der positiven Entwicklung: Fahrzeuge mit der niedrigsten Umweltklasse A hätten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nur noch 1,8 Prozent aller erfassten Bewegungen ausgemacht. „Die Fahrzeughalter sind sich ihrer Verantwortung und Pflicht inzwischen bewusst", sagte er am Mittwoch. Dennoch kündigte die Stadt eine zusätzliche Informationskampagne für Autofahrer an.
Allerdings räumte Deudero ein, dass auch politischer Druck eine entscheidende Rolle spiele. Die Zentralregierung in Madrid setze Standards, die bei Nichteinhaltung „unerwünschte Dynamiken" auslösen könnten. Ohne die Durchsetzung der Umweltzone drohe Palma der Verlust von Ministeriumsgeldern und europäischen Förderungen. „Uns liegt nichts daran, Palma als Stadt zu positionieren, die sich nicht an die Regeln hält", betonte der Stadtrat. Zugleich erinnerte Deudero daran, dass das Schaffen einer Umweltzone nicht Teil des Wahlprogramms der PP gewesen sei.
Die Zone umfasst das Gebiet innerhalb der Ringstraße Avenidas bis zum Meer. Dort dürfen nur noch Fahrzeuge mit den Umweltplaketten B, C, Eco oder Null-Emission verkehren. Ausgeschlossen sind die umweltschädlichsten Autos ohne Plakette oder mit Kennzeichnung A – hauptsächlich Benziner vor Baujahr 2001 und Diesel vor 2006. Kameras überwachen die Einhaltung automatisch über die Nummernschilder.
Zahlreiche Ausnahmen sollen jedoch bestehen bleiben: Anwohner mit Hauptwohnsitz in der Zone, Ersatzfahrzeuge, Lieferverkehr, Fahrzeuge für Behindertentransport, Geschäftsinhaber, Hotelgäste und historische Fahrzeuge dürfen weiterhin in den Innenstadtbereich vordringen. Ab 2027 sollen sich die Regeln erneut verschärfen – dann fallen auch B-Fahrzeuge unter das Fahrverbot, ab 2030 dürfen nur noch Eco- und Null-Emissions-Fahrzeuge in die ZBE-Zone.