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EINIGUNG IM TARIFKONFLIKT

Nach Marathonverhandlungen: Gewerkschaften blasen Mega-Streik auf Mallorca ab

An fünf Tagen im Juli wollte die Belegschaft in der Hotellerie die Arbeit niederlegen – mitten in der Hochsaison. Dank einer vereinbarten Lohnerhöhung von 13,5 Prozent kommt es nun nicht soweit.

Ohne Servicekräfte geht in der Gastronomie nichts | Foto: J. Gilabert

| | Palma, Mallorca |

Unerwartete Wende im Tarifkonflikt der balearischen Hotellerie: Nach monatelangen ergebnislosen Verhandlungen einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften am Montag binnen weniger Stunden auf einen Kompromiss. Die für Juli geplanten Streiks, die den Tourismus auf Mallorca empfindlich getroffen hätten, sind damit vom Tisch. Darüber berichtete am Abend unter anderem die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

In einer fünfstündigen Marathonsitzung handelten der Präsident des mallorquinischen Hotelverbands FEHM, Javier Vich, und der Gewerkschaftsvertreter José García Relucio von der UGT eine Lohnerhöhung von 13,5 Prozent über drei Jahre aus. Die Steigerung soll gestaffelt erfolgen: sechs Prozent in diesem Jahr, vier Prozent 2026 und 3,5 Prozent 2027. Nach Angaben beider Seiten handelt es sich um die höchste Gehaltserhöhung in der Geschichte der Branche auf den Balearen.

Der Durchbruch kam in letzter Minute. Noch am Montagmorgen hatten die Gewerkschaften UGT und CCOO die formelle Streikausrufung für fünf Tage im Juli verkündet. Rund 180.000 Beschäftigte in Hotels, Restaurants, Bars, Cateringbetrieben und Diskotheken wären betroffen gewesen. Zudem planten die Gewerkschaften für den 10. Juli Blockaden an den Zufahrtsstraßen zum Flughafen Son Sant Joan. Mitten in der Hochsaison wären davon Hunderttausende Touristen betroffen gewesen. Die Drohung zeigte bei den Arbeitnehmervertretern offenbar Wirkung.

Denn: Die geplanten Proteste hätten das logistische Nervenzentrum des Tourismus getroffen. Demonstrationen waren nicht nur am Flughafen vorgesehen, sondern auch in den wichtigsten Ferienorten wie Alcúdia, Magaluf, Cala Millor und an der Playa de Palma. Die Gewerkschaften wollten damit auf die ihrer Ansicht nach prekären Arbeitsbedingungen in der Branche aufmerksam machen: Niedrige Löhne, Personalmangel und befristete Verträge seien trotz steigender Tourismuseinnahmen weit verbreitet.

Die nun erzielte jährliche Steigerung von durchschnittlich 4,5 Prozent übertrifft frühere Tarifabschlüsse deutlich. 2017 waren maximal 4,25 Prozent jährlich vereinbart worden, 2023 lag die Erhöhung bei 4,25 Prozent über zwei Jahre. Die am Montag geschlossene Grundsatzvereinbarung soll in der kommenden Woche formell beschlossen werden.

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