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Schon 30 Jahre auf Mallorca auf dem Buckel: Mittelmeer-Institut Imedea feiert sich selbst

Schon 30 Jahre auf Mallorca auf dem Buckel: Mittelmeer-Institut Imedea feiert sich selbst

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Nur ein kleines, leicht zu übersehendes Schild weist im Tramuntana-Dörfchen Esporles auf die Anwesenheit des Forscher-Tempels hin. Das interdisziplinäre, der Balearen-Universität UIB und dem spanischen Wissenschaftsrat CSIC angeschlossene Imedea-Institut zur Untersuchung des Mittelmeers liegt versteckt an einer kleinen Nebenstraße, in der es kaum Parklücken gibt. Der Eingangsbereich des funktionellen Gebäudekomplexes, der mitnichten wie ein Elfenbeinturm aussieht, ist schmucklos. In Glaskästen den geneigten Besuchern präsentierte, ausgebleichte Knochen der ausgestorbenen balearischen Höhlenziege Myotragus balearicus bringen nur wenig Farbe in das Geviert.

Angesichts ihres 30-jährigen Bestehens verwandelte sich die sonst so still in der Landschaft liegende wissenschaftliche Einrichtung unlängst fast in eine Art wuseligen Bienenstock. Mit Sekt, Wein, Bier und durchaus schmackhaften Häppchen mutierte der Parkplatz des Horts zurückhaltender, stiller und hochintelligenter Wetterkundler, Klimaprofis, Mikrobiologen, Fischforschern und Ökologen aus unterschiedlichen Teilen der Welt am vergangenen Freitag im Nu zu einem regelrechten Partyort. Wer sonst nur durch Mikroskope schaut, gab sich unter einem großen weißen Zeltdach, das als Sonnenschutz installiert worden war, fast extrovertiert kulinarischen Genüssen hin. Aufgelockert wurde der für den ruhigen Ort ungewöhnliche Trubel durch eine Band, die unter dem Einsatz von Blasinstrumenten Evergreens zum besten gab. Ansonsten ließen es sich ehemalige und aktuelle Großkopferte aus Wissenschaft und Lokalpolitik nicht nehmen, mit gewichtigen, teils frei gehaltenen Reden die Bedeutung der am Fuß des Mallorca-Gebirges gelegenen Studienstätte salbungsvoll zu würdigen.

"Weiter wachsen, ohne die Identität zu verlieren"

Der erst seit dem 30. Mai im Amt befindliche neue Imedea-Chef Alejandro Orfila hob hervor, dass sich das Institut in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einer international in Ehren gehaltenen Wirkungsstätte für Umweltforscher entwickelt habe. Hier werde der Klimawandel genauso intensiv und mit hingebungsvoller Rigorosität unter die Lupe genommen wie die ökologischen Vorteile des für das Mittelmeer rund um Mallorca so wichtigen Seegrases. Es gehe den Experten darum, mit einer immer größer werdenden Konzentration auf die Nachhaltigkeit „weiter zu wachsen, ohne die Identität zu verlieren”.

Die im Imedea betriebene Wissenschaft sei ein Gegenmittel gegen Strömungen, die beispielsweise den Klimawandel einfach negieren, präzisierte der Delegierte der spanischen Zentralregierung auf den Balearen, Alfonso Rodríguez Badal. Madrid ist einer der Geldgeber, die das Imedea jährlich mit Mitteln ausstatten. „Eine Institution wie diese trägt dazu bei, uns bewusst zu machen, dass der Schutz des Territoriums und der Biodiversität wichtig ist.”

Die Vorsitzende des Wissenschaftsrates CSIC, Eloísa del Pino, verwies darauf, dass die Wissenschaftseinrichtung in Esporles nicht nur auf dem Gebiet der Forschung, sondern auch in der Lehre herausrage. Antoni Vera, der konservative Schul- und Wissenschaftsminister der Balearen, äußerte, dass zwei Prozent des Insel-Haushaltes bis zum Jahr 2030 für die Forschung bereits fest eingeplant seien.

Und so dürften die Wissenschaftler des unauffälligen Imedea-Instituts in den kommenden Jahren ohne Angst vor Wegrationalisierung weiter über ihren Themen brüten, die in letzter Zeit so ungeheuer wichtig geworden sind. Ob das im Sommer zu warme Meer rund um die Balearen, die Verschmutzung gewisser Orte wie die Bucht von Pollença oder das Verhalten der Winde auf den Inseln – all das und noch viel mehr wurde in den vergangenen Jahren in Doktorarbeiten oder sonstigen Beiträgen thematisiert. Dass das Imedea-Institut Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft bei strategischen Weichenstellungen beeinflussen wird, gilt denn auch über die Balearen hinaus als sicher.

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