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POLIZEIGEWERKSCHAFT KLAGT

Migrationskrise: "Mallorca wird zum Einfallstor für illegale Einwanderer nach Europa"

Die Woche beginnt auf Mallorca einmal mehr mit einem verlassenen Flüchtlingsboot am Strand. Südlich der Insel griff die Polizei weitere 37 Bootsmigranten aus Nordafrika auf.

Die Guardia Civil greift ein Flüchtlingsboot auf offenem Meer auf | Foto: Guardia Civil

| | Palma, Mallorca |

Mallorca und die Nachbarinseln haben sich zu einem Einfallstor für illegale Migration nach Spanien und Europa entwickelt. Allein in den vergangenen Wochen sind nach offiziellen Schätzungen bereits mehr als 3.200 Menschen mit Booten aus Nordafrika auf den Inseln angekommen – die meisten davon aus Algerien. Die Polizeigewerkschaft JUCIL warnt gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" vor einer "dramatischen Verschärfung der Lage".

Aktueller Anlass der Sorge: Am Montag entdeckten Anwohner und Touristen in S'Estanyol im Süden Mallorcas erneut ein verlassenes Flüchtlingsboot. Im Inneren fanden sich Spuren menschlicher Anwesenheit und eine Markierung der Guardia Civil. Letztere deutet darauf hin, dass es sich um eines der zahlreichen Flüchtlingsboote handelt, die in diesem Sommer bereits abgefangen wurden. Eine arabische Inschrift am Heck des Bootes deutet auf dessen nordafrikanische Herkunft hin.

Das verlassene Boot in S'Estanyol erreichte die Inselgruppe offensichtlich nicht alleine: Die Guardia Civil registrierte am Montag zwei weitere Boote mit insgesamt 37 Migranten in den Gewässern der südlich von Còlonia de Sant Jordi gelegenen Insel Cabrera. Zusätzlich wurden 39 weitere Personen vor Formentera aufgegriffen.

Besonders dramatisch beschreiben die örtlichen Behörden die Lage auf Formentera, wo in diesem Jahr bereits 52 Boote mit 896 Migranten ankamen. Die kleinste bewohnte Baleareninsel verfügt über kein technisches Außenüberwachungssystems, wodurch die frühzeitige Erkennung von Booten erschwert wird. "Die Pityusen sind längst wichtige Knotenpunkte für Schlepperbanden", so die Polizeigewerkschaft.

Deren Vorsitzender Ernesto Vilariño macht eine "zunehmend professionalisierte Kriminalität" für die Entwicklung verantwortlich. "Wir wissen von Fällen, in denen Lieferwagen an der Küste auf die Migranten warten, um sie schnell zu anderen Punkten der Insel zu bringen und so das Eingreifen der Sicherheitskräfte zu vermeiden", so der JUCIL-Chef.

Die Behörden stünden vor enormen Herausforderungen: Seit Ende des vergangenen Jahres spült das Meer regelmäßig Leichen von Migranten an die Küste, die vermeintlich bei Schiffsunglücken ums Leben kamen. Die Guardia Civil habe die Überwachung intensiviert und eine zusätzliche Einheit auf Ibiza stationiert, so Vilariño.

JUCIL fordert dringend die Besetzung von über 17.000 vakanten Stellen bei der Guardia Civil. "Die Guardia Civil kann nicht weiterhin ein Bollwerk gegen die Migrationskrise sein, zumindest nicht ohne die nötigen Ressourcen", warnt die Gewerkschaft. Die strukturellen Mängel verschärften sich zudem im Sommer, wenn sich die Bevölkerung vervielfache und der Migrationsdruck zunehme.

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