Techniker der Elektrizitätswerke haben unter Polizeischutz am Donnerstag die Stromversorgung für dutzende Bewohner illegaler Kellerwohnungen im Palmesaner Stadtteil Gomila gekappt. Vorausgegangen war ein richterlicher Beschluss, demzufolge die Bewohner die Leitungen illegal angezapft hatten. Zahlreiche Menschen, darunter nach Angaben der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" Familien mit Kindern, seien nun praktisch ohne Elektrizität.
Das Abschalten des Stroms soll gegen 14 Uhr erfolgt sein. Sämtliches elektronisches Gerät, darunter Kühlschränke und Ventilatoren, stellte nach Darstellung der Lokalzeitung daraufhin seinen Dienst ein. Bei den illegalen Behausungen handelt es sich um umfunktionierte Kellerräume des ehemaligen Hotels Escorial. Die Bewohner äußerten zudem die Befürchtung, dass eine gemeinsam angeschaffte Pumpe für eine angeschlossene Klärgrube nicht mehr betrieben werden könne. Seit Wochen klagen sie überdies über eine mangelhafte Wasserversorgung.
Das Abklemmen der Stromversorgung verlief der Zeitung zufolge nicht ohne Zwischenfälle. Nachdem die Bewohner die Mitarbeiter des Stromanbieters zunächst davongejagt hatten, erfolgte der Zugang zum Stromkasten schließlich mit Unterstützung der örtlichen Polizei. „Die Bewohner wurden über die Maßnahme nicht formell informiert", kritisierte Joan Segura von der Mieterorganisation Stop Desahucios. Die Menschen seien nicht über das Gerichtsverfahren in Kenntnis gesetzt worden und hätten sich daher nicht verteidigen können.
Der Eigentümer der Immobilie, ein mittlerweile vom Dienst suspendierter Ortspolizist aus Palma, wies zuletzt Vorwürfe der Schikane zurück. Es handle sich um "von der Justiz angeordnete Zwangsräumungen", nicht um Sabotage, ließ er über seine Anwälte mitteilen. Aktuell seien Räumungsprozesse für alle 19 Zimmer anhängig – nicht nur für sechs, wie in verschiedenen Medien behauptet werde.
Das Eigentümer des Gebäudes war bereits 2024 von den Behörden der Balearen mit einer Millionenstrafe belegt worden. Die Stadtverwaltung begründete dies seinerzeit damit, dass die Räume "völlig unbewohnbar" seien. Am 17. Juli soll die nächste Zwangsräumung anstehen, will "Ultima Hora" erfahren haben. Stop Desahucios fordert die Enteignung der Räumlichkeiten und "eine Lösung für die betroffenen Familien".