Nicht nur die Preise für Wohnen kennen auf Mallorca nur eine Richtung (nach oben), für Produkte des täglichen Lebens gilt dasselbe. Laut dem spanischen Statistikamt INE stiegen die Lebensmittelpreise auf den Balearen im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent. Das mag zunächst wenig dramatisch klingen. Ein Blick auf die Entwicklung der letzten fünf Jahre offenbart aber noch einen anderen Wert: Hier beträgt die Teuerung 34 Prozent.
Die Preissteigerungen treffen Familien und Haushalte mit niedrigem Einkommen besonders hart, deren Budgets bereits durch die explodierenden Wohnkosten unter Druck stehen. Eine Wohnung zu mieten koste auf Mallorca durchschnittlich 1.500 Euro monatlich, die Miete für ein WG-Zimmer liege bei über 600 Euro, resümiert die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Zunehmend mehr Menschen seien gezwungen, sich Wohnungen zu teilen. „Die Mittelschicht ist vom Aussterben bedroht", warnt Pau A. Monserrat, Wirtschaftswissenschaftler an der Balearen-Universtität UIB.
Besonders stark verteuert haben sich Kaffee, Kakao und Tee mit einem Preisanstieg von 16,5 Prozent im vergangenen Jahr. Eier kosteten 15,7 Prozent mehr, Rindfleisch 11,4 Prozent und frisches Obst 10 Prozent. Über den Fünfjahreszeitraum betrachtet führt Lammfleisch die Teuerungsliste mit 54,8 Prozent an, gefolgt von frischem Obst (50,5 Prozent) und Zucker (46,6 Prozent).
Alfonso Rodríguez, Vorsitzender der Verbraucherschutzorganisation Consubal, sieht die Ernährungssituation der Inselbewohner mit Sorge. „Es wird immer schwieriger, den Einkaufswagen zu füllen und vor allem eine gesunde und ausgewogene Ernährung aufrechtzuerhalten", sagte er gegenüber der Lokalzeitung. Die steigenden Preise hätten „sehr negative Auswirkungen auf die Gesundheit", da die Menschen gezwungen seien, billigere und weniger gesunde Produkte zu kaufen.
Statt frischer Waren griffen die Verbraucher vermehrt zu Tiefkühlprodukten, statt zu hochwertigem Fleisch zu minderwertigen Stücken wie Schweinekopf-Koteletts. „Die Bewohner der Balearen essen nicht mehr, was sie wollen, sondern was sie können", resümiert Rodríguez. Er fordert die Regierung auf, einen subventionierten Warenkorb mit Grundnahrungsmitteln einzurichten, um einkommensschwachen Familien eine ausgewogene Ernährung zu ermöglichen.