Wenn es im Sommer um einen der wenigen freien Parkplätze auf Mallorca geht, hört es offenbar mit dem Spaß auf. Was in der Hochsaison als alltägliches Ärgernis beginnt, entwickelt sich zunehmend zu einem Sicherheitsproblem mit kriminellen Zügen – und fordert inzwischen sogar Verletzte.
Am Dienstag eskalierte in Sóller ein Parkplatzstreit derart, dass eine Anwohnerin mit einem Oberschenkelbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die Frau hatte vergeblich versucht, auf einer grün markierten Fläche zu parken, die seit Juli ausschließlich Anwohnern vorbehalten ist. Nachdem zunächst ein Mietwagen voller Urlauber die Lücke besetzt und nach Hinweis der Frau wieder freigegeben hatte, schnappte ihr prompt der nächste Inselbesucher den Platz weg. Die Nerven der Einheimischen lagen derart blank, dass sie die Touristen körperlich attackierte und dabei zu Boden stürzte.
Nicht weniger brisant ist die Lage in den Touristenzonen Palmas. In Can Pere Antoni, Portixol und Molinar haben sich selbsternannte Parkplatzwächter etabliert, die den Zugang zu öffentlichen Stellplätzen kontrollieren – ohne jede Berechtigung. Viele der Männer stammen nach Recherchen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" aus dem Maghreb und nutzen die Verzweiflung der Autofahrer systematisch aus. Sie stoppen bereits anfahrende Fahrzeuge und kassieren Wegzoll für das Parken auf städtischem Grund.
Die Methoden werden dabei augenscheinlich immer dreister. Als ein Reporter der Zeitung die Szene beobachtete, erlebte er eine beispielhafte Erpressung mit: Zwei ausländische Motorradfahrer sollten für die vermeintliche „Bewachung" ihres Fahrzeugs zahlen. Als sie ablehnten, drohte einer der Männer unverblümt, dem Motorrad könne „etwas passieren". Die Einschüchterung wirkt – viele Touristen meiden inzwischen diese Gebiete.
Auch jenseits organisierter Banden wächst die Gewaltbereitschaft. In der Nacht zum Mittwoch eskalierte ein Nachbarschaftsstreit im Palmesaner Stadtteil Camp Redó. Eine Frau hatte Autobesitzer darauf hingewiesen, dass sie ihre Einfahrt blockierten. Als diese den Hinweis ignorierten und ihr Fahrzeug dennoch in der Lücke zurückließen, kehrte die Frau postwendend mit einem Küchenmesser zurück. Sie soll Zeugen zufolge der Frau die Klinge an den Bauch gehalten und gedroht haben: „Hier wird Blut fließen." Die Polizei nahm die Frau wegen schwerer Bedrohung fest. Ihr Ziel hatte die gewaltbereite Anwohnerin zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht: Der Begleiter der bedrohten Frau entfernte das falsch abgestellte Auto umgehend.