Folgen Sie uns F Y T I R
Straßenverkehr

Inselrat auf Mallorca will Mietwagen begrenzen – das könnte auch Folgen für Urlauber haben

Der "Consell" will die Zahl der Leihautos beschränken. Auch wenn noch unklar ist, ob es tatsächlich dazu kommt, müssen Kunden mit steigenden Preisen rechnen

Im Sommer sind zehntausende zusätzliche Autos auf den Inselstraßen unterwegs | Foto: Archiv

| Pollença, Mallorca |

Es ist umstritten, wer eigentlich schuld ist am ganz alltäglichen Verkehrschaos auf Mallorca. Sind es die autoverrückten Einheimischen, die überall mit dem eigenen Pkw hinfahren und dabei die Straßen verstopfen, oder sind es doch die Touristen, die mit ihren Mietwagen kreuz und quer über die Insel düsen und diese dabei an den Rand des Verkehrskollaps bringen? Die Mietwagenbranche weist letzteres weit von sich. Da es auch im Winter regelmäßig zu Staus kommt, treffe die Urlauber wenn überhaupt nur eine Teilschuld, so die Argumentation.

Beim Inselrat sieht man das anders. Dort will man die Zahl der Autos, die auf der Insel unterwegs sein dürfen, beschränken, wie es bereits auf den Nachbarinseln Formentera und Ibiza der Fall ist. Dem entsprechenden Gesetzesentwurf zufolge tragen die Mietwagen sehr wohl einen erheblichen Teil zur angespannten Lage auf den Inselstraßen bei. „Mietautos erhöhen den Fahrzeugbestand auf unseren Straßen erheblich”, heißt es dort.

„Hinzu kommt, dass Mietautos in der Regel mehr Kilometer in kürzerer Zeit zurücklegen als ortsansässige Fahrzeuge, was bedeutet, dass sie auch durch die hohe Anzahl an Fahrten wesentlich zur Verkehrskonzentration beitragen.” Deshalb will der Inselrat nun also eine Obergrenze für Mietwagen einführen. Die Anbieter sollen zudem verpflichtet werden, die Daten der Fahrzeuge offenzulegen, die auf die Insel gelangen und die Insel verlassen. Bislang weiß nämlich niemand so genau, wie viele Mietautos tatsächlich auf der Insel unterwegs sind. Schätzungen zufolge sind es in der Hauptsaison bis zu 100.000.

Verband der Mietwagenkonzerne ist skeptisch

Beim Verband der großen Mietwagenkonzerne Baleval nimmt man die Pläne naturgemäß mit Skepsis zur Kenntnis. Der Vorsitzende Julio Nieto fordert vor allem eine bessere Datengrundlage. Der Inselrat arbeite mit Schätzungen und schlussfolgere auf dieser Grundlage, dass die Zahl der Mietwagen eingeschränkt werden muss.

„Dabei ist allgemein anerkannt, dass mehr als 80 Prozent aller Fahrten von Inselbewohnern unternommen werden und es das ganze Jahr über Staus gibt”, sagt Nieto. „Das ergibt alles keinen Sinn.” Außerdem müsse man Alternativen prüfen und dabei die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen jedes einzelnen Szenarios berücksichtigen. Kritiker eines Mietwagenlimits geben zu bedenken, dass ein solches zur Überlastung des Bus- und Eisenbahnnetzes führen könnte. Außerdem sei die Mietwagenflotte sehr viel moderner als die Bestandsflotte auf der Insel.

Einigkeit herrscht in der Branche allerdings nicht. Beim Verband der kleinen und mittleren Mietwagenfirmen Aevab kann man einer Obergrenze für Mietwagen durchaus etwas abgewinnen. Es gebe ohnehin zu viel Angebot auf der Insel. Eine Folge davon seien die Dumpingpreise, die von manchen, überwiegend sehr großen Anbietern aufgerufen werden. „Die Mietwagen sind ganz bestimmt nicht alleine schuld am Verkehrsaufkommen im Sommer”, sagt Ramón Reus, Vorsitzender von Aevab. „Schließlich ist rund um Palma jeden Morgen zwischen 7 und 10 Uhr Stau. Da sind noch keine Mietwagen unterwegs.” Dennoch müsse jeder einen Beitrag leisten, um die Lage zu entspannen. „Wir verschließen uns nicht der Möglichkeit zur Regulierung und Limitierung.”

Gesetzgebung noch in einem frühen Stadium

Noch befindet sich der Gesetzgebungsprozess jedoch in einem frühen Stadium, Änderungen sind nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich, wie es aus Inselratskreisen heißt. Dazu kommt, dass auch die spanische Wettbewerbsbehörde CNMC noch ein Wörtchen mitzureden hat. Zuletzt hatte sie bereits mehrfach Bedenken gegen die auf Ibiza und Formentera gültigen Regelungen angemeldet. Zwar könne der Inselrat von Ibiza die Ankunft von Fahrzeugen regulieren, dabei verwende er jedoch eine Methode zur Vergabe der Genehmigungen an Mietwagenunternehmen, die diskriminierend ist und den Wettbewerb einschränkt, heißt es in einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung der CNMC. Benachteiligt würden insbesondere Mietwagenfirmen, die eine größere Anzahl an Genehmigungen beantragen. Stattdessen müsste der Inselrat Kriterien anwenden, die Anreize schaffen, beim Preis, bei der Qualität oder bei der Innovation zu konkurrieren.

Dass die Mietwagenlobby durchaus Einfluss hat auf Mallorca war schon in der Vergangenheit zu beobachten. So kippte die Balearen-Regierung kürzlich auf Betreiben der Branchenverbände einen Passus aus dem regionalen Klimawandelgesetz, der die Mietwagenfirmen verpflichtete, einen jährlich steigenden Anteil ihrer Flotte mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen zu bestreiten.

Statt zu einer solchen E-Auto-Quote sind die Unternehmen nun dazu verpflichtet, einen Emissions-Reduzierungsplan vorzulegen. Vertreter der Branche hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass es unmöglich sei, die Vorgaben einzuhalten. Zu gering sei die Nachfrage nach Elektro-Mietwagen, zu schlecht ausgebaut die Ladeinfrastruktur auf der Insel. Das Beispiel zeigt: Sollte das geplante Mietwagen-Limit auf Mallorca schlussendlich doch nicht oder nur abgeschwächt kommen, wäre das keine allzu große Überraschung.

Zum Thema
Meistgelesen