Man stelle sich vor es ist Schulbeginn und die Klassenzimmer bleiben leer. So geschehen am Mittwoch im Stadtteil Son Sardina in Palma de Mallorca. Dort haben Eltern einen dreitägigen Schulstreik organisiert, um gegen die Rückkehr eines Lehrers zu protestieren, der wegen fortgesetzter Belästigung eines Minderjährigen verurteilt wurde.
Der Lehrer Miquel R. war im November 2024 zu einem Jahr Haft und einer Geldstrafe von 6000 Euro verurteilt worden. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig, da R. Berufung eingelegt hat. Trotz der angespannten Situation teilte ihn die Schulbehörde erneut für die Grundschule Maria Antònia Salvà ein. Erboste Eltern organisierten daraufhin die auf drei Tage anberaumte Protestaktion.
Der Streikaufruf verfehlte nach Darstellung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" seine Wirkung nicht: Nach Angaben der Elternvertretung erschien am ersten Tag "nicht ein Schüler" zum Unterricht. "Wir sind sehr zufrieden, dass die Eltern derart viel Solidarität bekunden und sich gegenseitig unterstützen", erklärten Vertreter des Elternverbands. Selbst Eltern, die zunächst nichts von dem Protest gewusst hätten und ihre Kinder am ersten Schultag nach den Sommerferien zur Schule begleitet hätten, hätten diese wieder mit nach Hause genommen.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Organisatoren der Protestaktion an berufstätige Eltern dachten. Sie richteten eine Notbetreuung ein, damit Väter und Mütter wie gewohnt ihrer Arbeit nachgehen konnten. Den Elternvertretern zufolge machten zehn Elternpaare von diesem Angebot Gebrauch.
Die Regionalregierung der Balearen steht vor einem Dilemma. Das Bildungsministerium verstehe zwar die Sorgen der Eltern, könne aber "rechtlich nur begrenzt" handeln, hieß es am Mittwoch. Bereits im vergangenen Schuljahr habe man vergeblich bei einem Richter beantragt, Roldán vom Unterricht auszuschließen. Nach Informationen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" erwägt die Schulbehörde nun, dem Lehrer eine Hilfskraft zur Seite zu stellen. Damit soll verhindert werden, dass der Pädagoge nicht alleine mit Schülern arbeite.
"Ihn einfach zu entfernen würde bedeuten, dass er juristisch gegen die Verwaltung vorgehen und möglicherweise gewinnen könnte", argumentiert das Ministerium. Man suche weiterhin nach rechtlichen Alternativen.