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Alarm in den Fahrschulen: Auf Mallorca besteht nur jeder Dritte die praktische Prüfung

Warum Fahrschüler auf der Insel so oft scheitern – und was Billigschulen, fehlende Prüfer und hohe Mieten damit zu tun haben

Während es bei den theoretischen Prüfungen weniger Problem gibt, falle viele Fahrschule bei der Praxis aufgrund mangelnder Vorbereitung durch | Foto: Pixabay

| Mallorca |

Auf Mallorca scheitern erstaunlich viele Fahrschüler an der praktischen Prüfung. Laut der spanischen Verkehrsbehörde (DGT) bestehen nur 36 Prozent der Prüflinge beim ersten Versuch – also nicht einmal jeder Dritte. Damit liegen die Balearen deutlich unter dem nationalen Durchschnitt. Für viele bedeutet das: zusätzliche Fahrstunden, höhere Kosten und mehr Wartezeit, bis der ersehnte Führerschein endlich in Reichweite ist.

Fernando Alonso, Leiter der Provinzverkehrsbehörde der Balearen nennt einen der Hauptgründe: Billig-Fahrschulen. Sie werben mit schnellen Prüfungen und niedrigen Preisen, schicken aber häufig Schüler auf die Straße, die noch nicht ausreichend vorbereitet sind. "Wir verstehen, dass es viel Konkurrenz gibt und Fahrschulen auf die Nachfrage reagieren müssen", sagt Alonso. "Aber eine frühere Prüfung ist keine Garantie für das Bestehen – eher das Gegenteil."

Schnelle Prüfungen, wenig Ausbildung

Das Problem liegt auch in der Gesetzgebung. Es gibt keine verbindliche Mindestanzahl an Fahrstunden, bevor man zur Prüfung antreten darf. Viele Schüler entscheiden sich daher für die vermeintlich schnellere Variante: weniger Unterricht, frühe Anmeldung, dafür oft mehrere gescheiterte Versuche.

Seriöse Fahrschulen geraten dadurch in einen Nachteil. Wer mehr Wert auf Qualität legt, verliert Schüler an Konkurrenten, die mit schnellen Prüfungen locken. Besonders im Sommer sei dieses „Kurzzeitmodell“ gefragt, berichtet Alonso. Viele junge Leute möchten ihren Führerschein während des Urlaubs auf Mallorca erwerben. Das funktioniert aber nur selten, da die Anforderungen bei der praktischen Prüfung hoch bleiben.

Prüfer und Wohnraum: die unsichtbaren Hürden

Hinzu kommt ein organisatorisches Problem: die Zahl der Prüfer. In der Vergangenheit fehlte es auf den Inseln an ausreichend Personal. Grund dafür ist nicht mangelndes Interesse, sondern der hohe Lebensstandard auf Mallorca. Mit durchschnittlich 1500 Euro Miete für 80 Quadratmeter ist die Insel für viele Beamte kein attraktiver Dienstort.

Inzwischen sei die Situation stabilisiert, betont Alonso. 16 Prüfer plus zwei Koordinatoren stehen aktuell zur Verfügung. Damit ließen sich die Rückstände abbauen, die es in der Vergangenheit gegeben habe. Aktuell gebe es weder für die Theorie- noch für die Praxisprüfung lange Wartelisten. „Die theoretische Prüfung kann fast sofort abgelegt werden“, sagt Alonso. „Bei den Fahrprüfungen hängt es von der Jahreszeit ab, aber übermäßig lange Wartezeiten gibt es derzeit nicht.“

Mehr Vorbereitung, weniger Wiederholungen

Das Ziel der DGT ist klar: Die Erfolgsquote soll steigen, ohne die Anforderungen zu senken. „Wenn die Schüler besser vorbereitet sind, brauchen wir weniger Prüfer“, so Alonso. Für die Fahrschüler selbst bedeutet das eine kürzere und günstigere Ausbildung. Wer durchfällt, muss nicht nur weitere Stunden bezahlen, sondern verzögert auch die gesamte Planung der Fahrschulen und der Behörde.

Die DGT will deshalb stärker mit den Fahrschulen zusammenarbeiten, um das Ausbildungsniveau anzuheben. Ob es gelingt, das „Low-Cost-Modell“ zurückzudrängen, bleibt abzuwarten. Fest steht: Autofahren auf Mallorca ist kein Schnellkurs – auch wenn es manche Anbieter so verkaufen.

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