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Wohnungsnot auf Mallorca

Miet-Wahnsinn auf Mallorca: Diese Mutter muss trotz solidem Gehalt in einer 12er-WG leben

Eine Justizbeamtin mit festem Job muss sich ein Zimmer mit zwölf Fremden teilen. Ihr Fall zeigt, wie der mallorquinische Wohnungsmarkt Familien systematisch ausschließt – selbst dann, wenn sie eigentlich genug verdienen

María Peréz ist Justizbeamtin. Die alleinstehende Mutter eines dreijährigen Sohnes findet trotz überdurchschnittlichen Gehalts keine Wohnung in Palma | Foto: Miquel Àngel Cañellas

| Mallorca |

María Pérez wirkt erschöpft. "Als Beamtin mit einem Gehalt von 1850 Euro und einem Kind teile ich mir eine Wohnung mit zwölf Personen", sagt sie. Eine Zahl, die man zunächst für einen Scherz hält – bis man die Details hört: ein Zimmer im Norden Palmas, 550 Euro Miete, geteiltes Bad mit einem Dutzend Männer. "Du kannst dir vorstellen, wie sie das Badezimmer hinterlassen. Jedes Mal, wenn ich es benutze, schließe ich mich ein und desinfiziere es mit Bleichmittel."

Pérez ist keine Randfigur der Gesellschaft. Sie arbeitet als Justizbeamtin im Gerichtsgebäude an der Vía Alemania, fest angestellt, unkündbar. 15 Jahre lebt sie schon auf Mallorca, ihr Sohn wurde hier geboren. Und doch irrt sie seit Wochen wie eine Obdachlose umher. "In den letzten zwei Wochen habe ich in einem Auto, in einem Wohnwagen, bei einem Freund, auf dem Sofa einer Freundin geschlafen", erzählt sie. Erst jetzt hat sie dieses vorläufige Zimmer gefunden.

Familien als unerwünschte Mieter

Das eigentliche Problem: Sie ist Mutter. "Mein großes 'Vergehen' ist es, Mutter eines dreijährigen Kindes zu sein", sagt sie. Auf dem mallorquinischen Wohnungsmarkt ist das offenbar ein Ausschlusskriterium. Viele Vermieter und Agenturen geben Wohnungen lieber an Singles oder Paare ohne Kinder. Zu groß die Angst vor "Unruhe", zu groß die Sorge, dass eine Familie im Fall von Schwierigkeiten als schutzbedürftig eingestuft und nicht so leicht gekündigt werden kann.

Die Preise treiben zusätzlich Familien wie Pérez ins Abseits. Selbst mit einem Einkommen oberhalb des balearischen Durchschnitts bleibt sie chancenlos. "Die exorbitanten Mietpreise und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum schließen uns aus dem System aus", sagt sie. Wohnungen unter 1500 Euro im Monat sind auf den Portalen kaum zu finden, für Normalverdiener ist das unerschwinglich.

Ein strukturelles Problem

Pérez hat alles versucht. "Ich habe mich an die Sozialdienste gewandt, aber ohne Erfolg. Ich habe an die regionale Wohnungsbehörde Ibavi, an die Regionalregierung, an die Zentralregierung und sogar an die Königin von Spanien geschrieben. Aber allen ist es egal, niemand bietet Hilfe an." Ihre Kollegen aus dem Justizwesen suchen inzwischen selbst über Mundpropaganda nach Lösungen – doch sobald das Kind zur Sprache kommt, endet jede Spur.

Das Schicksal der Beamtin ist kein Einzelfall. Laut Studien fehlen auf Mallorca zehntausende Wohnungen für Normalverdiener. Der Boom bei Ferienvermietungen und Luxusobjekten hat den Markt leergefegt. Selbst Mütter mit hohen Gehältern berichten, dass sie keine Chance haben, sobald sie als Familie auftreten. Pérez fasst zusammen, was viele erleben: "Ich habe noch nie in meinem Leben so viel geweint. Es zerreißt mich, dass ich mit meinem Gehalt nicht mit meinem Sohn würdig leben kann."

Ein Grundrecht wird zum Luxusgut

Die Justizbeamtin will nicht schweigen. "Ich möchte meine Stimme erheben, nicht nur für meinen Fall, sondern für alle arbeitenden Familien, die trotz sicherer Arbeitsplätze aus ihrem eigenen Land vertrieben werden. Wohnen ist ein Grundrecht, aber hier ist es zu einem unerreichbaren Luxus geworden."

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