Nach zweimonatiger Zeugenbefragung ist der Prozess um den spektakulären Immobilienbetrug auf Mallorca in die entscheidende Phase eingetreten. Carlos G. R., genannt "Charly", sieht sich vor Gericht mit dem Vorwurf konfrontiert, als Kopf der Firma Lujo Casa zwischen 2010 und 2018 mehr als 200 Käufer um insgesamt 3,3 Millionen Euro betrogen zu haben. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Haftstrafe von 16 Jahren.
Vor Gericht gab sich G. R. am Montag kleinlaut. "Mein Kopf funktionierte nicht mehr richtig. Ich dachte nicht mehr rational und handelte nicht mehr logisch", verteidigte sich der Angeklagte. Den Vorwurf des systematischen Betrugs wies er kategorisch zurück: "Ich weise entschieden von mir, jemanden betrogen zu haben. Ich erkläre mich für unschuldig."
Nach seiner Darstellung sei der Kollaps von Lujo Casa nicht geplant gewesen, sondern durch eine "Kundenpanik aufgrund einer WhatsApp-Nachricht" ausgelöst worden. Seine Flucht nach Kolumbien im Jahr 2018 begründete er mit Todesdrohungen. "Ich ging aus Angst weg, ich wurde bedroht", sagte G. R., ohne jedoch zu präzisieren, wer ihn bedroht haben soll oder warum er keine Anzeige erstattete.
Bei der Staatsanwaltschaft stieß diese Version auf Skepsis. Besonders die Verwendung von Kundengeldern für private Zwecke – darunter die Finanzierung des Friseursalons seiner Freundin und die Hypothek seiner Eltern – versuchte der Angeklagte als legitime Verkaufsprovisionen zu rechtfertigen. Seine häufigen Casino-Besuche erklärte er damit, dass er sich gelangweilt habe: "Ich bin nie mit Verlust rausgegangen. Ich gewinne immer."
G. R. machte auch die Banken für das Scheitern mitverantwortlich. Diese hätten ihm falsche Finanzierungszusagen gemacht. "Ich war naiv und habe angefangen, Grundstücke zu reservieren. Ich verlor 1,3 Millionen Euro an Anzahlungen", erklärte er. Auch mit der Opferrolle kokettierte G. R. vor Gericht: "Welcher Betrüger verliert denn Geld?"
Neben G. R. stehen fünf weitere Personen vor Gericht, darunter der deutsch-italienische Geschäftsmann M. P. Der Prozess wird in den kommenden Wochen fortgesetzt.