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Dieser Ex-HSV-Spieler will Cala Millor zum Winter-Fußball-Hotspot machen

Der Kicker investiert 100.000 Euro in zwei verwilderte Plätze und will sie zum Zentrum für Trainingslager machen. Deutsche, Holländer und Dänen sollen hier künftig bolzen ...

Michael Busse | Foto: P. Lozano

| Palma, Mallorca |

Zwischen Kiefern und Hotelburgen will Ex-HSV-Kicker Michael Busse internationale Profiteams auf den Rasen nach Cala Millor holen. Der Ferienort soll werden, was Belek (Türkei) schon ist – nur mit besserem Wetter, kürzeren Wegen und weniger Risiko.

Die beiden Rasenplätze in Cala Millor sahen zuletzt eher nach Abenteuerspielplatz für Kaninchen als nach Fußballfeld aus. Verwildert, braun gefleckt, vergessen. Dabei hatten sie einmal große Namen gesehen: In den Neunzigern eröffnete Rudi Völler hier seine Fußballschule, ein Sommermärchen in Neckermann-Optik. Kinder in übergroßen Trikots, Trainer mit Sonnenbrand, deutsche Urlaubsromantik mit Ball. Später schauten sogar Bundesligisten wie Werder Bremen oder die TSG 1899 Hoffenheim vorbei, wenn sie nach Saisonende ein wenig Sonne tanken wollten.

Dann wurde es still. Das benachbarte Hotel Club Simó schloss, die Fußballcamps verkümmerten. Bis Michael Busse kam. Der Mann aus der Lüneburger Heide, Jahrgang 1970, früher Amateurkicker, fünf Mal durfte er beim HSV sogar Bundesliga-Luft schnuppern. "Zu einem Profivertrag kam es nie", erzählt er heute ohne Bitterkeit, "aber die Kontakte sind geblieben." Busse machte seine Trainerscheine beim DFB, gründete 2016 die "Fussi-Camps" und hielt das Erbe Völlers am Leben – bis 2021 endgültig Schluss war.

Bundesliga-Clubs, wie hier der FC ST. Pauli trainierten im vergangenen Februar bisher fast ausschließlich auf der Anlage von Son Bibiloni von Real Mallorca.

Ideal für ein Wintertrainingslager

Doch jetzt will er mehr. Viel mehr. Busse hat sich die Konzession für die beiden Naturrasenplätze für zehn Jahre gesichert, investiert knapp 100.000 Euro in die Renovierung. "Die Idee kam mir, nachdem immer mehr Bundesliga-Clubs angefragt haben", sagt er. "Die wollten aber Naturrasen. Kunstrasen können sie auch zu Hause haben." Nun wird einer der Plätze wieder Spielwiese für Kids, der andere soll zur Bühne für Profis werden. Wintertrainingslager, zweite und dritte Bundesliga, Teams aus Holland oder Dänemark.

Dass Mallorca dafür nicht die schlechteste Adresse ist, leuchtet ein. Clubs wie der HSV oder St. Pauli sind bisher lieber nach Son Bibiloni gefahren, ins Trainingszentrum von Real Mallorca. Doch die Anlage liegt weit draußen an der Straße nach Sóller. "Allein die Anfahrt schreckt viele ab", sagt Busse. "Von Cala Millor sind es nur fünf Minuten von den Hotels zu den Plätzen." Bequemer geht es kaum.

Für die Unterkünfte sorgt Hipotels

Für die Unterkünfte sorgt die mallorquinische Hotelgruppe Hipotels, drei ihrer Vier-Sterne-Häuser haben auch im Winter geöffnet. Busse vermarktet das Gesamtpaket unter dem Namen "Soccer Performance Mallorca". Dahinter steckt die simple Idee: Fußballtraining mit Profi-Standard, kombiniert mit Sonne, Strand und kurzen Wegen. Was die Türkei seit Jahren in Belek vormacht, soll nun auch auf den Balearen funktionieren – ohne Sicherheitsbedenken, mit perfekter Flugverbindung und, wie Busse grinst, "ganzjährig idealem Wetter".

Dass der Markt noch jungfräulich ist, sieht er als Chance. "Trainingslager ist ein bisher unentdeckter Markt auf Mallorca", sagt er. Und man glaubt es sofort, wenn man die Rasenplätze betrachtet, auf denen bald wieder die Bälle rollen sollen. Wo andere nur Disteln und Grasnarben sehen, sieht Busse schon Bundesliga-Profis beim Auslaufen, holländische Kicker beim Torschusstraining, dänische Teams beim Sprint am Strand.

Natürlich klingt das auch nach Geschäft. 100.000 Euro Investition sind kein Pappenstiel, die Hotels wollen Betten füllen, Cala Millor wünscht sich Kundschaft im Winter. Aber es hat auch etwas Romantisches: ein Ex-Spieler, der es selbst nie ganz nach oben schaffte, baut sich seine eigene Bühne – und holt die Profis zu sich.

"Ich habe mich nach sechs Wochen in die Insel verliebt", sagt Busse über seine Anfänge 2010 auf Mallorca. Damals trainierte er Einzelspieler, kümmerte sich um Jugendliche, die ein bisschen besser werden wollten. Heute träumt er davon, dass Busse-Trainingslager auf einer Stufe mit Belek genannt werden. Nur dass in Cala Millor keine Palmen am Spielfeldrand stehen, sondern Kiefern und Hotelblocks. Mallorca also als neues Mekka der Wintervorbereitung? Noch ist das Zukunftsmusik. Aber Michael Busse hat den Ball ins Spiel gebracht. Und diesmal wird er nicht mehr so schnell vom Platz rollen.

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